2017 - Abschied vom Angersee
von 28. Juli bis 7. August
Vorberkung
      Mich zu erinnern, gehört leider nicht zu meinen Kernkompetenzen, denn da wo andere Leute ein Gedächtnis haben, ist bei mir nur ein Sieb. Deshalb habe ich mir schon vor langer Zeit angewöhnt, so etwas wie ein Tagebuch zu führen. 'Tage'-Buch ist allerdings sehr beschönigend, angefangen hat es mit gelegentlichen Notizen zu der einen oder anderen Reise mit einem Stift auf Papier. Viele dieser Papiere habe ich verbummelt, einige durch Zufall wieder gefunden. Seit Anfang der 10er Jahre mache ich meine Notizen digital, damit ist ziemlich ausgeschlossen, dass sie verbummelt werden.
      Während Papier und Stift aber gut 2000 Jahre überdauerten, bemisst sich die Haltbarkeit digitaler Werkzeuge eher in Monaten als in Jahren. Besonders hart hat es mich 2017 getroffen, als ich das Tablet mit meinen Notizen versehentlich hinter dem Plastikfenster meine Zelts in der Sonne habe schmoren lassen. Das Ergebnis war ein Totalverlust genau der Notizen, die sich auf die Tage Ende Juli bis Anfang August am Angersee bezogen.
      Fast sieben Jahre später will ich nun versuchen, einen kurzen Abriss des Geschehens zu geben, denn, was wir damals noch nicht wußten: es war der 'Abschied vom Angersee':
Gut angekommen
      5 Wochen 'Camping satt' bei Schlaitz am Muldestausee in der Dübener Heide. Da habe ich gestern mein Zelt abgebaut und dann, als das Auto komplett eingeräumt war, festgestellt, dass die Autobatterie leer ist. Das war gegen Mittag. Warum es dann noch bis zum späten Nachmittag dauerte, ehe der ADAC mich wieder flott machte, ist eine Geschichte, die einiges mit mir und einiges mit der Mentalität der Schlaitzer zu tun hat, aber nichts mit Angeln und deshalb soll sie hier auch nicht erzählt werden.
      Weit musste ich nicht mehr fahren, im Leipziger Eselshaus erwarteten mich Kost und Logis und heute früh noch ein von meiner Nichte liebevoll zubereiteter Kaffee. Gegen sechs fahre ich entspannt vom Hof und beschließe, auf dem Weg nach Bad Staffelstein noch einen kleinen Umweg über Wallersberg und Weismain zu machen.
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      Der See und die Wirtsleute empfangen mich freundlich. Neben der Pergola haben sie extra für unsere Zelte einen Platz frei geräumt. Die sind dann von der Terasse des Clubhauses aus nicht zu sehen und stören nicht den von den Bad Staffelsteiner Kurgästen so geschätzten malerischen Ausblick. Nun, wenn das das Problem ist ..., mir ist es ziemlich wurscht, wo ich mein Zelt aufbaue.
      Apropos 'Zelt', wer die Geschichten vom Pokalarchiv verfolgt hat, wird sich vielleicht erinnern, dass wir die Zelte im vorigen Jahr schon fast abgeschafft hatten. Warum ich jetzt doch wieder mit einem Zelt unterwegs bin, ist auch eine eigene Geschichte, die nichts mit dem Angeln zu tun hat und vielleicht noch ein anderes mal an anderer Stelle erzählt wird.
Kleine Fische
      Am Samstag fahre ich als erstes nach Lichtenfels. Die Klimaanlage im Auto tut nicht was sie soll. Während man sich bei ATU fachgerecht darum bemüht, sie wieder in Ordnung zu bringen, nutze ich die Gelegenheit zu einem Bummel durch Lichtenfels.
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      Am Nachmittag bin ich wieder an der Angelstelle und überrasche mich selbst mit einem kleinen Barsch. Nun gut, der Anfang ist gemacht.
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Von Menschen und Hunden
      Mir fällt auf, dass hier bis jetzt nur von mir die Rede ist. Aber nicht nur, dass die Notizen fehlen, auch die Bilder geben nicht viel her. B. ist mit von der Partie, Ma. ist dabei und auch J. ist auf einem Foto zu erkennen. Sb. kommt uns ebenfalls besuchen. Ich erinnere mich an einen langen Spaziergang mit Conny dem Cocker rund um den See. Während dieses Spaziergangs entsteht ein Bild, auf dem ganz in der Ferne, unser Camp zu sehen ist.
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      Am Ende dieses Spaziergangs habe ich eine Auseinanderetzung mit Conny dem Cocker. Was geht in diesem Hundekopf vor? Am Ende dieses Tages gibt es auch noch eine unschöne Szene mit M., aber das vertiefen wir an dieser Stelle nicht.
Fake news
      Natürlich gibt es von diesem Angelturn auch keine Statistik aber anhand der Bilder kann ich eine fälschen:
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      Es ist aber ziemlich unwahrscheinlich, dass B. und W,. gar nichts gefangen haben, deshalb hier noch einmal der ausdrückliche Hinweis: Diese Statistik ist gefälscht!
Da tanzt der B.
      Das Wetter ist durchwachsen. In der letzten Nacht hat ess heftig gewittert, jetzt ist der Spuk vorbei, es ist sommerlich warm und wir beobachten interessiert einen Heißluftballon, der hoch über unseren Köpfen gelassen nach Norden fährt.
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      Am letzten Wochenende fahren wir zur 'Uetzicher Kerwa'- Natürlich mit der Taxe, wer will nach einem Schwof im Dorf noch mit dem Auto fahren müssen! Die Festmeile ist gerammelt voll und sie haben eine Band die gut drauf ist. Das Wetter passt und wir haben unseren Spaß. Am Ende sind wir aber froh, wieder die Ruhe an unserem See genießen zu dürfen.
Nachbemerkung
      Während ich das schreibe, suche ich in allen Ordnern nach Hinweisen auf das, was sich in diesem Sommer tatsächlich abgespielt hat und werde tatsächlich fündig: es gibt da eine Tabelle mit dem Titel 'Angeln 2017'. Die enthält aber nur ein Kassenbuch. Immerhin lässt sich der Zeitraum ablesen: 28.07. bis 07.08.
      Die Teilnehmer sind da auch aufgelistet: Der Vater ist mit seinem Sohn da und hat auch seine Zukünftige nebst Tochter mitbgebracht. Die sind aber nur eine Nacht geblieben was wohl mit ein Grund ist, warum sie auf keinem Bild auftauchen.
Rute, Rolle und Co.
      Im Kapitel 'Die Geräteauswahl' sind wir bereits zu dem einführenden Schluss gelangt, dass anspruchsvolle Nichtangelnde ein professionelles Angelgerät allen sonst noch in Erwägung gezogenen Möglichkeiten schon deshalb vorziehen, weil ihnen allein der Gebrauch eines solchen Gerätes einen unschätzbaren Prestige- und damit Lustgewinn einbringt.
      Aber Vorsicht! Nur der umsichtige Einsatz dieser Gerätschaften kann den unerwünschten Fangerfolg verhindern.
      An dieser Stelle sei vermerkt, dass es sich bei diesen Anschaffungen lohnt, der Empfehlung aus dem Kapitel 'Das Camp', dem Primat der Funktionalität den Vorzug zu geben, nicht zu folgen und die Kaufentscheidung allein vom Preis und vom Design des ins Auge gefassten Gerätes abhängig zu machen. Der aufmerksame Konsumierende wird dabei schnell feststellen, dass es eine für unseren Zweck sehr hilfreiche Korrelation (mittellat. correlatio = 'Wechselbeziehung') zwischen ausgefallenem und daher meist unpraktischem Design und einem exorbitanten Preis der Ware gibt. Es gnügt daher meist, das teuerste Angebot wahrzunehmen, um sich am Angelgewässer ausreichend lange mit dem Betrachten, Betasten und Montieren der Neuanschaffung zu beschäftigen und sie interessierten und vor allem nicht Interessierten zufälligen Beobachter*innen vor zu führen und in allen Einzelheiten zu erläutern.
      Den oft weniger zufällig anwesenden Sportfreund*innen sollte bei diesen Vorführungen ganz besondere Beachtung geschenkt werden denn der Erfahrungsaustausch mit versiereten Kenner*innen hilft uns, das Gerät in dem oben beschriebenen Sinn umsichtig einzusetztzen.
      Basis unserer Ausrüstung ist in jedem Fall und zu aller erst die so genannte 'Angelrute'. Unterscheiden sich die einzelnen Ausführungen auf den ersten Blick auch nur durch Länge, Dicke, Farbe und Biegsamtkeit, zeigt die genauere Betrachtung jedoch noch mehr und ganz erhebliche Unterschiede. Augenfällig ist dabei der Griff, filigran wie bei einer Reitgerte oder wuchtig wie bei einem Tennisschläger; ummantel mit praktischen Kunsststoffen wie Moosgummi oder natürlichen Fasern wie Kork. Auch die so genannten 'Schnurringe' erweisen sich in Anordnung, Material, Form und Farbe als überaus vielfältig.
      Nicht zuletzt ist zu unterscheiden zwischen 'Teleskop'- und 'Steckruten'. Sie repräsentieren zwei geradezu gegensätzliche Weltanschauungen und werden selbst von toleranten Mit- und Ohnegliedern der Zunft immer und grundsätlich in getrennten Behältnissen, so genannten 'Rutentaschen' mitgeführt.
      Die bis hier her beschriebenen Ausführungen einer Angelrute gibt es zudem noch für so ziemlich jede denkbare Fischart und für unterschiedliche Ausprägungen, das Gerät selbst zu handhaben. Eine 'Grundrute' mag sich von einer 'Blinkerrute' äußerlich kaum unterscheiden beide können dabei einer 'Waller-' oder 'Hechtrute' zum Verwechseln ähnlich sein. Das zu wissen ist wichtig, denn der Einsatz z.B. einer 'Wallerrute' allein, verhindert nicht, dass zufällig doch ein Hecht oder Karpfen gefangen wird. Deshalb auch an dieser Stelle nocheinmal der Hinweis: 'Nur der umsichtige Einsatz des Sportgerätes garantiert den erwünschten Fangmißerfolg!
      Da ist es gut zu wissen, dass durch den Einsatz einiger notwengier Zubehörteile das Fangergebnis in unserem Sinne beeinflusst werden kann. Betrachten wir deshalb zunächst die so genannte 'Rolle'. Auf technische Einzelheiten einzugehen erübrigt sich, denn zum Glück wird mit jeder Rolle auch eine ausführliche technische Zeichnung mitgeliefert aus der Lage, Funktion und Abmessungen eines jeden Bestandteils des Konvoluts ersichtlich ist.
      Das ermuntert die handwerklich begabten unter den Sportfreund*innen, nicht eher Ruhe zu geben, bis jedes Einzelteil wie in der Abbildung dargestellt auf einer geeigneten Unterlage ausgebreitet ist. Und ja, wie die Sportschütz*in will auch die Sportangler*in nicht ruhen, bis das Sportgerät in kürzester Zeit auseinandergenommen, gründlich gereinigt und wieder zusammengebaut ist. Dabei können interessierte Laien die beglückende Erfahrung machen, dass die Anzahl der zu montierenden Teile im Laufe der Zeit immer weiter abnimmt, was schlussendlich zur Disfunktionalität und der Notwendigkeit einer Neuanschaffung führt.
      Die Varianz bei den Rollen ist kaum kleiner als bei den Ruten, wenn sich anhand der Form im wesentlichen auch nur drei Typen unterscheiden lassen: die Spinrolle, die Stationärrolle und die Multirolle. Etwa seit der Einführung des Elektrofahrrads gibt es auch die Multirolle in einer elektrifizierten Ausführung was dem Umstand geschuldet ist, dass Fischfrevler*innen immer noch großen Mengen Fisch aus großer Tiefe 'heraufdrehen'. Für diese Rolle spricht allerdings, dass sie beim Angeln vom Ufer stehender Gewässer aus völlig unbrauchbar ist.
      Im übrigen unterscheiden sich die Rollen nach ihrem Fassungsvermögen, d.h. wie viel Angelschnur sie aufnehmen können und nach einem mechanischen Merkmal, das mit der Bezeichnung 'Freilauf' noch am Treffendsten beschrieben ist. Die Verwendung dieses 'Freilaufs' ermöglicht es dem Fisch die gesamte Schnur von der Rolle zu ziehen, ohne dass die Bissanzeiger*in, wir werden weiter unten auf dieses Ausrüstungsdetail noch zu sprechen kommen, den Anbiss (siehe unten 'Anbiss, Drill und Landung') anzeigt.
      Von ganz besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch die so genannte 'Angelschnur'. Historisch gehört sie zur Gattung der 'Bindfäden', mit der alle Angelnden im Zusammenhang mit hoher Luftfeuchtigkeit bestens vertraut sind, wird heute allerdings ausschließlich aus Kunstfasern hergestellt. Ihr zu eigen ist, dass sie, obwohl von geringer Dicke, über enorme Tragkraft verfügt. Es gilt also die Grundregel: je dünner die Schnur, desto besser für den Fisch.
      Gezogene Schnüre sind im Gegensatz zu geflochtenen Schnüren außerdem dehnbar und neigen dazu, sich in Laufrichtung der Spule zu verdrehen. Das ermöglicht der versierten Sportfischer*in mit einiger Übung die Schnur beim Auswerfen so von der Spule springen zu lassen, dass sich die einzelnen Schläge zu einem wirren Knäuel verbinden, dessen Auflösung einen langen und geruhsamen Tag am Angelgewässer garantiert.
      Umweltbewusste Nichtanglende achten außerdem darauf, dass die verwendete Schnur, sobald sie der schützenden Originalverpackung entnommen wurde, nach möglichst kurzer Zeit verrottet, was im übrigen auch für die verwendeten Haken, Ösen undd Wirbel gilt. So bleibt das Angelgewässer sauber und der Arbeitsplatz der Fachverkäufer*innen im Angelladen gesichert.
      Wir haben diese Kleinteile hier nur am Rande erwähnt, tatsächlich sind sie aber ein unverzichtbarer Bestandteil der Angelausrüstung und dienen vor allem dem Zweck insbesondere bei nasskaltem Wetter viel Zeit in den wohltemperierten Ladenlokalen des einschlägigen Fachhandels verbringen zu müssen. Unternehmer, die ihr Geschäft nicht nur mit sachlichem Kalkül sondern auch mit tief empfundener Leidenschaft betreiben, haben in jüngster Zeit damit begonnen, artgerecht gestaltete Lounges mit Automaten für Heiß- und Kaltgetränke und einem breit gefächerten Angebot an Fachliteratur bereit zu stellen.
      Wir erkennen in diesem Konzept ein großes Potential und empfehlen eine Erweiterung des Angebots um zum Thema passende Leckereien wie Fish and Chips, Matjesbrötchen, Räucherlachs, Austern, Kavier und Fischstäbchen für die Jungangler. Regelmäßge Events mit Live music und Lesungen einschlägiger Fachliteratur sollten das Angebot abrunden. Im Idealfall kann die passionierte Nichtangler*in den oft ungemütlichen Aufenthalt am Angelgewässer durch den Besuch dieser Events vollständig ersetzen.
      Am Ende dieses Kapitels wollen wir noch ein Stichwort aufgreifen, dass weiter oben schon mehrfach gefallen ist: die Bissanzeiger*in. Ursprünglich handelte es sich hier tatsächlich um eine Sportfreund*in, die durch genaueste Beobachtung der Angel (von althochdeutsch 'angul' bzw. 'ango' = 'Haken'; heute wird damit die Kombination von Rute, Rolle, Schnur und Haken bezeichnet) den Moment erkannte, an dem der Fisch den Köder aufnahm (siehe unten 'Anbiss, Drill und Landung') und das durch einen mehr oder weniger artikulierten Laut kund tat. Bissanzeigende der frühen 90ger Jahre bedienten sich dabei gerne der Lautfolge 'schloaghaltoo woraufwoartsdenno'. Nachforschungen in unserer umfangreichen Bibliothek einschlägiger Fachliteratur haben allerdings keine eindeutigen Belege für die Bedeutung dieser Lautfolge ergeben. Frei übersetzt heißt es wohl am ehesten: 'Achtung, See droht mit Fisch'.
      Dank technischem Fortschritt und sehr zum Leidwesen hochkommunikativer Sportfreund*innen sind diese personifizierten Bissanzeiger durch mechanische Konstruktionen ersetzt worden, die entweder an der Angelschnur befestigt werden, auf dem Wasser treiben und durch untertauchen den Kontakt mit der Beute signalisieren oder der Rute am Ufer als Auflage dienen und auf die Bewegung der vom Fisch erfassten Schnur mit einem lauten weit über das Angelgewässer hinaus hörbaren Pfeifton reagieren.
      Der laute Ton kann durch ein optisches Signal ergänzt oder ersetzt werden und der Einsatz von Funktechnik ermöglicht es sogar, auch das optische Signal über weite Strecken zu transportieren, eine von uns bevorzugte Einsatzmethode, weil dem Fisch so genügend Zeit bleibt, den angebotenen Köder aufzunehmen, ohne sich an dem gleichzitig angebotenen Haken zu verletzen.
      Eine Sonderform mechanischer Bissanzeiger ist die so genannte 'Aalglocke', die an der Spitze einer steil aufgerichteten Rute angebracht ist und in Schwingung versetzt wird, sobald die zwischen Rutenspitze und Köder straff gespannte Angelschnur bewegt wird. Diese Form der Bissanzeige kann insbesondere bei nächtlichem Rudelangeln für Momente allergrößter Heiterkeit sorgen.
Anbiss, Drill und Landung
      Der wohl spannendste Moment im Leben angelnder Menschen ist der Augenblick in dem der Bissanzeiger (wg. fehlender Gendierung siehe oben 'Rute, Rolle und Co.') signalisiert, dass ein Fisch den Köder aufgenommen hat. Passionierte Nichtangelnde finden sich gerne in kleinen Gruppen zusammen um in vor Wind und Wetter geschützten Unterständen gemeinsam auf genau diesen Moment zu lauern. Gesellschaftsspiele aller Art und der Tageszeit angemessene Speisen und Getränke sorgen bei diesen Zusammenkünften zuverlässig dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Tatsächlich rechnet auch niemand damit, bei Nacht und Nebel, regennasser Kälte und schwärzester Dunkelheit an die Angelstelle gerufen zu werden und doch, ein jedes ist mit einem Teil seiner Aufmerksamtkeit immer bei seinem Bissanzeiger. Was auch nicht verwundert, ist die Wahrscheinlichkeit dessen was die Angler*in einen Abiss nennt doch deutlich größer, als ein sechser im Lotto.
      Erfahrungsgemäß noch größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass zunächst ein Moment kollektiven Durcheinanders entsteht, in dem Jedes nach seinem Bissanzeiger greift, um sich zu vergewissern, dass es nicht gemeint ist. Wir haben beobachtet, dass diesem Reflex auch die folgen, die gerade nicht aktiv am Angelgeschehen beteiligt sind.
      Das Durcheinander löst sich auch nicht auf, nachdem festgestellt wurde, von welcher Angelstelle das Signal gesendet wurde, eher im Gegenteil: Alle stürzen in die Nacht hinaus und nicht wenige stürzen auch im buchstäblichen Sinn. Das gilt übrigens völlig unabhängig vom tatsächlichen Wetter und dem Grad der Dunkelheit. Die Szenen gleichen sich zu jeder Tages- und Nachtzeit bis auf wenige Nuancen.
      Die vom Anbiss betroffene Person ist nun gefordert, die fragliche Rute so aufzuehmen, dass der weit vom Ufer entfernt am Köder kauende, wahrscheinlich karpfenartige Fisch keine Chance bekommt, mit dem Köder versehentlich auch den Haken zu schlucken. In der oben beschriebenen Situation gelingt das meist problemlos.
      Sollte sich wider Erwarten beim Anheben der Rute doch ein anhaltender Widerstand bemerkbar machen, besteht die nächste Herausforderung darin, die Angel so einzudrehen, dass der Fisch auf dem Weg vom Wasser ans Ufer genügend Zeit hat 'auszusteigen'. Diesen Vorgang bezeichnen wir als 'Drill'. Der Bgriff 'aussteigen' ist nicht willkürlich gewählt, denn wie ein Zug an der Haltestelle muss auch der Zug, der den Fisch ans Ufer bringt, von Zeit zu Zeit angehalten werden. Das löst die Spannung bei Angelschnur, Angelrute und Angler*in und bietet dem Fisch willkommene Gelegenheiten, sich des Hakens zu entledigen.
      In der Praxis zeigt sich aber leider viel zu oft, dass der Fisch die sich ihm bietenden Gelegenheiten nicht nutzt. Für diesen Fall hat die erfahrene Nichtangler*in noch einen Pfeil im Köcher: Sie hebt den Fisch noch über dem Wasser am Haken aus seinem Element, sein Eigengewicht wird dazu führen, dass der Haken aus der Lippe schlitzt und der Fisch befreit seiner Wege schwimmen kann. Die kleine Wunde wird er verschmerzen, immerhin ist er mit seiner Beute davon gekommen.
      Alternativ kann die Sportfreund*in den Fisch auch am Haken durch den Uferschlick an Land ziehen, muss dem Tier dann aber zurück in sein Element verhelfen, will sie sich die Unannehmlichkeiten, die mit einer sicher gelandetetn Beuete verbunden sind, ersparen.
      Die Methode, den Fisch noch im Wasser in ein extra dafür hergestelltes Netz, den so genannten 'Käscher', zu bugsieren, um ihn so aus dem Wasser zu heben, ist nur mit äußerster Vorsicht anzuwenden. Zielführend ist es, den Käscher nur so weit ins Wasser zu halten, dass der Fisch ihn als Stütze benutzen kann,. Schüttelt er so den Haken ab, ist alles gewonnen, ist der Fisch aber erst einmal im Netz, ist die Gefahr doch sehr groß, dass er sicher an Land gebracht wird.
      In diesem Fall bleibt als letzte Möglichkeit nur, den Fang schonend zurück zu setzen, was immer dann zulässig ist, wenn er sich bei Drill und Landung nicht verletzt hat. Es gibt Freund*innen der Fischwaid, die dieses Ende eines Drills als Ziel vor Augen haben. Das muss nicht kritisiert werden, bietet es doch weitere Möglichkeiten die Angelausrüstung zu ergänzen. Um die Unversehrtheit des gefangenen Tieres zu gewährleisten bietet der Handel eine Vielzahl nützlicher und gar nicht billiger Hilfsmittel an, beginnend bei stumpfen Haken ohne Wider bis hin zu dick gepolsterten Matten zur Ablage des gelandeten Fischs, bevor er nach einer belbenden Massage wieder in sein Element entlassen wird.
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