2018 - Wieder am Mainrother Baggersee

13.Mai. bis 2. Juni

13.05. – Sonntag – Muttertag

      Am Morgen bin ich noch in Leipzig. Am Himmelfahrtstag haben mein Bruder und ich die traditionelle Männertag-Radtour mit seinen Leipziger Freunden absolviert. Das war sehr unterhaltsam aber auch anstrengend. Doch jetzt ruft der See. Noch vor dem Frühstück packe ich das Auto aber dann dauert es doch bis zum Mittag, ehe ich von Leipzig weg komme. Auf kürzestem Weg fahre ich auf die A 9. Auf der B 173 Richtung Kronach muss ich den Frühstückskaffee entsorgen und nutze die Gelegenheit, gleich auch zu tanken.
      Am See bin ich dann um halbdrei, den ersten Wurm bade ich um halbfünf. Zum Abendessen gibt es Putenbrustrouladen von Ma. und Bratkartoffeln von B., dazu Bier, wahlweise ein Bernstein oder ein Helles von Günther, oder ein Helles von Püls, eine neue Kreation, die sogar ganz gut schmeckt.

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      Nach dem Essen fange ich noch einen Aal. Nnicht sehr groß, aber groß genug, um beim nächsten Auswurf alles zu verfitzen. Ein wenig regnet es dann auch, so dass W. und ich uns zu B. in seinen neuen Angelzeltpalast gesellen. Fisch gibt es keinen mehr und um halbeins machen wir Schluss. B. leistet mir noch auf ein Bier Gesellschaft, W. und J. sind gleich ins Bett, Ma. hat sich schon früher zurück gezogen.
      Jetzt sitze ich in meinem neuen Luftzelt mit Vordach über dem Giebel bei einem vorletzten oder letzten Bernstein, draußen weht ein teils heftiger Ostwind und es ist angenehm warm, Dank der zwei Gaslampen und der neuen Fliesdecke über dem Stuhl. Die Heizung habe ich heute Nachmittag auch wieder ans Laufen gebracht, man muss hinten bei der Mechanik etwas nachhelfen, damit Gas strömt, dann geht’s. Ich muss mich also nicht mehr vor den vorausgesagten Tiefsttemperaturen von fünf Grad fürchten.
      Nach dem Frühstück werde ich meine Wettkampfposition beziehen, vorher angele ich noch auf der Spitze, wenn ich überhaupt vor dem Frühstück aufstehe. Für den Moment bin ich noch zu aufgekratzt, um ins Bett zu gehen. Es ist ja auch noch Bier da also lese ich noch ein bisschen bei Halbfas.

14.05. – Montag
01:17 - In meinem Zelt, 15° sternenklar
      Dafür, dass ich vor vierundzwanzig Stunden auch hier gesessen und Tagebuch geschrieben habe, war ich um halbacht eigentlich recht munter. Mangels Milch gabs den Espresso schwarz und da Ma. noch vor dem Frühstück ein paar Studienaufgaben zu erledigen hatte, fing ich schon mal an, mich auf meinem Wettkampfplatz einzurichten. Das Angelzelt hätte ich ohne J.'s Hilfe nicht aufbauen können, den Seilzug zum Aufspannen des Schirmgerüstes habe ich alleine keinen Millimeter bewegen können. Nach dem Frühstück dann beim Aqualand Würmer und bei Edeka in Mainleus Milch und Bier gekauft, danach weiter montiert.
      Zum Abendessen gab‘s Koteletts nature mit einer Pfefferpilzsauce von B., war sehr lecker. Nach dem Essen noch bis halbelf geangelt aber nichts mehr gefangen. Der Wind macht mich fertig, gut dass ich das Zelt habe, das hält den Wind gut ab.
      J., der W. und Ma. sitzen immer noch in der Pergola, B. ist gleich nach dem Angeln ins Bett, ich bin jetzt kurz davor. Nachher lohnt es sich, früh aufzustehen, denn ich habe wieder Milch. Wels hast noch keiner gefangen, Schleie auch nicht. Bis jetzt gab’s nur Aal und Barsch.

15.05. – Dienstag
23:50 – in meinem Zelt, 12° bedeckt
      'Heute keinen Fisch gefangen!' Wie oft werde ich das die nächsten drei Wochen wohl noch so aufschreiben müssen?
      Um sieben bin ich aufgestanden, der erste Angeltag mit Milchkaffe an der Angelstelle. Um zehn gab‘s Frühstück. Vorher ist B. mit dem W. zum Angelspezi einen Angelstuhl kaufen. Das traf sich gut, denn meiner war auch unter mir zusammengebrochen und B. konnte mir gleich einen neuen mit bringen. Hundertvier statt Hundertdreißig Euro, der Spezi hat dem B. ‚einen guten Preis‘ gemacht.
      B.'s Schwester nebst Hund ist noch kurz vorbeigekommen. Nach dem Frühstück gleich den neuen Stuhl ausprobiert. Sitzt sich sehr gut, hatte bloß ein Problem, das eine Bein auszufahren.
      Der W. und Conny der Cocker sind gegen Mittag weg. Der W. hatte um fünf feinen Termin und wo auch immer, er konnte ihn pünktlich wahrnehmen.
      Der Vormittag war noch sonnig, dann zogen dicke Wolken auf. Geregnet hast’s dann beim Kochen (gegrillte Schweinesteaks und Schweinebauch), beim Essen und hinterher, aber nicht am Stück. Seit neun ist es wieder trocken, aber frisch. Angelzelt mit Heizung war kuschelig.
      Bis Halbelf nichts gefangen, deshalb noch ein Abendbier mit B. und J. in der Pergola.
      Ma. fährt morgen mit dem Flexibus von Bayreuth nach Frankfurt, dann sind wir zu Dritt. Für Freitag Abend gegen sechs haben sich Vater und Sohn angekündigt. M. bringt seine Zukünftige nebst Tochter E. mit.
      Ich glaube, ich fahre morgen ins Aqualand, um ein paar Schleienlockstoffe zu kaufen. Ohne einen Zupfer ist angeln langweilig. Die andern fangen ‚dauernd‘ Barsche und Aale, aber nur ganz kleine. B. erzählt, dass sie hier Glasaale ausgesetzt haben.
      Jetzt lese ich noch ein bisschen von Hubertus Halbfas und träume hoffentlich von einem kapitalen Waller.

17.05. – Donnerstag
01:10 - in meinem Zelt, 12° Regen
      Der seit gut siebzig Minuten vergangene Mittwoch sollte laut Wetter-App der ungemütlichste in einer Reihe kühler und feuchter Tage werden. Wenn er das war, wären wir mit dem Wetter recht gut bedient. Die Heizung im Angelzelt ist aber doch hilfreich, denn auch wenn die Vordertür auf ist, ist es im Zelt deutlich wärmer.
      Aber von Vorne (es geht hier um den Mittwoch!): Aufgestanden gegen halb sieben, an der Angelstelle, ungewaschen aber mit Kaffee und Milchschaum, etwa um halb acht. Um neun wartete B. schon mit dem Frühstück, aber da bin ich noch mit der Entsorgung meiner Verdauungsrückstände beschäftigt.
      Nach dem Frühstück zum Aqualand Lockfutter und zum Edeka diverses, u.a. einen Spiegel zur Ansicht meines Hinterkopfes und wichtig(!) Bier, kaufen. Das Wetter ist noch mild und sonnig aber gegen zwei wird es für kurze Hosen zu kühl und zu nass. Muss auch mein Angelzelt etwas umorganisieren, weil ich die Sicht auf meine Pose nicht durch eine verschlossene Zelttür ruinieren will.
      Ma. wird am späten Nachmittag von Ihrem Papa nach Bayreuth kutschiert und ist inzwischen in Marburg angekommen. Ich hab das Lockfutter angerührt und reichlich verwendet. Wenn es was genutzt hat, habe ich davon nicht viel gemerkt, denn auch der Mittwoch bleibt ohne Fisch.
      Vielleicht klappt es ja heute (Donnerstag). Außer Baby-Aal und Barsch haben auch die anderen nichts gefangen. Das entspannt.

18.05. – Freitag
00:40 – immer noch am See, 10° bewölkt aber trocken
      Endlich Fisch! Wenn auch nur einen winzigen Barsch und einen noch kleineren Aal. Aber wirklich wichtig war der Anbiss auf den Köderfisch um 23:05 (am Donnerstag). Als Köderfisch diente der winzige Barsch vom Vormittag.
      Da ich erst so spät im Bett war, war ich auch erst um acht an der Angelstelle. Auf Milchschaum hab ich verzichtet, ein Espresso mit Milch tat‘s auch. Den hab ich noch im Zelt zu den Tabletten getrunken.
      B. war schon um halbacht auf dem Weg zum Arzt, wegen starker Schmerzen. Stellte sich als Gichtanfall heraus, jetzt ist er zu Hause und nach der Spritze beim Dok geht es ihm wieder etwas besser.
      Weil nur zu zweit, haben J. und ich aufs Frühstück verzichtet und nur eine Stulle mit an die Angelstelle genommen. Da wo ich scharf auf eine Schleie war, ging statt dessen der Köderbarsch auf den Wurm. Gegen eins bin ich dann zu Edeka Wurst und Brot und zum Aqualand Lockfutter und Dendrobaena kaufen. Nach meiner Rückkehr gab‘s Weißwürste zum Mittagsbier und das war auch schon die ganze feste Nahrung für den Donnerstag.
      Da es so schön windstill war, habe ich nach dem Essen die große Drohne ausprobiert. Fliegt sich besser als die kleine, die 'coming home' Funktion erschließt sich mir aber immer noch nicht. Wie ich den Film von der Drohne aufs Handy kriege, muss ich auch noch heraus finden.
      Der Nachmittag war noch gut für kurze Hosen, aber am frühen Abend wurde es wider frisch.
      Ab neun Nachtangeln mit Zeltheizung, Pfeife und dunklem Weizenbier. Das war schön, weil sich auch an der Posenangel das Eine oder andere bewegte.
      Bis halbzwölf geangelt, dann mit J. auf einen Whiskey zu mir ins Zelt. Jetzt sitze ich hier und das volle Heizungsprogramm (die große und kleine Lampe und der Heizer) ist in Betrieb. So lässt es sich aushalten, aber ich gehe jetzt trotzdem ins Bett.

19.05. – Samstag
19:15 – in meinem Zelt, 18° Gewitter
      Gestern, also am Freitag, war ich um halbacht an der Angelstelle. Der Morgen war frisch, der Himmel bedeckt, zum waschen und anziehen musste ich die Heizung anmachen. Aber ich habe mir Zeit für Milchschaum genommen.
      Einkaufen musste ich nicht mehr und das Wetter wurde auch immer besser. Insgesamt war es ein ruhiger Angeltag mit einem normalen und einem winzigen Barsch. B. war noch zu Hause, Dank der Spritze aber schmerzfrei, und so kam er gegen sechs mit den Brathähnchen.
      J. und ich hatten gegen zehn gefrühstückt und waren noch nicht so hungrig, weshalb wir mit dem Essen auf Vater und Sohn warten wollten, die mit Ihrer Entourage schon auf dem Weg zu uns waren. Angekommen sind sie aber erst kurz nach acht, statt wie erwartet um sechs. Da hatten wir dann unsere Hähnchen schon gegessen.
      Bis Mitternacht habe ich dann tatsächlich noch geangelt, war aber nichts, außer einem Bieber, der die Schnur von meiner Köderfischangel ein gutes Stück mitschleppte. Da war was los, am Bißanzeiger.
      Im Bett war ich dann gegen eins, ein Gute-Nacht-Bier gab’s nicht mehr, ich hatte tagsüber schon reichlich.
      Heute früh um fünf waren nur sieben Grad. Ich bin dann auch erst um acht aufgestanden, als die Sonne das Zelt schon ein wenig erwärmt hatte. Dieses Mal war ich schlau und habe die heiße Milch erst an der Angelstelle aufgeschäumt.
      Gegen zehn hatten Bt. und M. das Frühstück fertig. Da uns E. aber schon eine halbe Stunde früher gerufen hatte, war es eine gute Gelegenheit, noch ein wenig mit der großen Drohne zu üben.
      M. wollte nach dem Frühstück mit Bt. zum Bettenlager nach Kulmbach, sein Luftbett hat den Geist aufgegeben. J. und ich waren in Mainleus, J. musste beim Aldi sein Handy aufladen, ich wollte bei Edeka noch Weißwürste und Brezeln für heute, bzw. Leberkäse und Semmeln für morgen kaufen.
      Bis zum Weißwurstessen um sechs war das Wetter prima, hab aber keinen Fisch gefangen, nicht mal einen Anbiss gehabt. Seit halb sieben regnet es. Ich habe keine Lust bei diesem Wetter angeln und werde statt dessen hier noch ein Bier zu einem Whiskey trinken und dann wirklich früh ins Bett gehen.
      Ach ja, B. hat erzählt, der Vorstand habe letzte Nacht um drei unsern Zeltplatz und unsere Angelstellen kontrolliert und beanstandet, dass die Kette nicht vorgehangen war. Irgendwas ist ja wohl immer.

21.05. – Montag – Pfingsten
01:15 – in meinem Zelt, 14° klar
      Komme gerade von der Angelstelle. Kurz vor Mitternacht (also noch am Pfingstsonntag) einen Aal gefangen: 30 cm Spitzkopf, schonend zurückgesetzt.
      Wach wurde ich gestern (Pfingstsonntag) gegen halbsechs, da war es mir zum Aufstehen aber noch zu kalt. Um halbacht stand die Sonne dann hoch genug, um mich flüchtig zu waschen, meinen Milchkaffee vorzubereiten und an die Angelstelle zu gehen.
      Bis ich dann beide Angeln endlich im Wasser hatte, war die Milch schon wieder fast kalt. Habe dann auch den ganzen Tag nichts gefangen. Doch das Wetter war schön, wenn auch in Böen ein heftiger Wind wehte, inzwischen aus SüdOst, also mitten ins Angelzelt.
      Bt. und M. kümmerten sich ums Frühstück, Stulle mit Brot oder wie B. sagen würde: Brotzeit! Danach ausgiebige Waschung nebst Wäschewechsel. Angeln dann bis um sechs. Das war so langweilig, dass B. um vier zu seiner Mutter ins Altenheim fuhr. Die Dame ist inzwischen über neunzig, aber noch gut drauf. Der Herrgott MUSS ein Franke sein.
      Zum Abendessen gab‘s dann die Leberkäs Semmeln mit Spiegelei, was knapp gewesen wäre, hätten Bt. und M. nicht noch zwölf Nürnberger Bratwürstchen dabei gehabt. Aber die neuen Pfannen sind Klasse!
      Nach dem Essen Nachtangeln mit Aal, siehe oben. Die beiden Campinggaz-Heizungen funktionieren noch, aber der Kartuschen Bedarf ist schon enorm. Drei C470 und sieben von den schlanken Kartuschen habe ich in gut einer Woche verbraucht, dabei laufend gekühlt, Zelt und Angelzelt bei Bedarf beheizt und vor dem Schlafen gehen beleuchtet, auch das Schlafzelt. Von den Gasflaschen ist eine letzte Woche leer geworden, die hat B. getauscht und die Füllung aus der Gruppenkasse bezahlt.
      Jetzt ist es gleich zehn vor zwei und ich werde beim Gute-Nacht-Bier noch ein wenig mit meinem derzeitigen Lieblingsphilosophen 'plaudern'.

08:30 – in meinem Zelt, 17° sonnig
      Im Bett war ich dann endlich kurz nach drei. Jetzt werde ich gleich Kaffee machen. Die Sonne steht an einem strahlend blauen Himmel und so soll es auch den ganzen Tag bleiben. Da will ich nicht glauben, dass es nur zweiundzwanzig Grad werden sollen.

22.05. – Dienstag
00:20 – in meinem Zelt, 16° wolkenlos
      Alle schon im Bett, also B. und J., ich noch nicht. M. und Co. sind gestern (also Pfingstmontag), nach Hause gefahren, es ist also wieder Ruhe im Camp. Ich nutzte den Tag, um mein Zelt zu genießen, am Wasser war mir der Wind zu heftig und Fisch gibt es hier sowieso nicht. Bei der Gelegenheit konnte ich auch beobachten, wie der Wind das Vorzelt strapaziert. Habe vorsorglich die Teleskopstangen als Stützen eingebaut, der Fiberglasbogen ist bei den heftigen Böen doch arg gestaucht worden.
      Zum Abendessen gab es Quark mit Knoblauch, dazu frische Kartoffelchips, in der Pfanne frittiert. Die Luftfritteuse geht zwar besser, aber in der Campingküche geht es auch ohne, quod erat demonstrandum.
      Nach dem Essen haben uns noch B.'s Schwager und Schwester besucht. Gebissen hat nichts, aber es war ein richtig schöner Pfingstmontag.

07:45 – in meinem Zelt, 12° sonnig
      Ich brauche eine neue Wochenkarte, wäre eigentlich schon gestern fällig gewesen, war aber zum Fahren noch zu duhn. Sitze hier bei Apfelschorle und ‚Franky goes to Holyhead‘, sollte aber besser Nachrichten hören, für NRW gibt es diverse Unwetterwarnungen.

23.05. – Mittwoch
17:10 – in meinem Zelt, 21° Gewitter
      Gestern hatte ich ‚Angelpause‘. Bin gegen eins zum Aqualand, die neue Wochenkarte holen, hatte aber auch am Nachmittag keine Lust an die Angelstelle zu gehen. Statt dessen mit B. und J. vor der Pergola gemütlich zwei Bier getrunken, dann, bei mildem Frühlingswetter, einen Rundgang um den See gemacht, mit vielen Fotos. Unsere alten Angelstellen sind ganz schön zugewachsen. Überhaupt macht der See rundum einen ‚glücklichen‘ Eindruck.
      B. hat Kassler mit Kraut gemacht, danach hab ich noch bis zehn gelesen, dann ins Bett und bis drei durchgeschlafen. Aufgestanden bin ich so, dass ich kurz nach acht mit Milchschaumkaffee an der Angelstelle war.
      Um kurz nach zehn kam B.'s Schwester, mit Brötchen, Käse und ‚Flechtala‘, einer weiteren neuen Spezialität aus dem Hause ‚Püls‘. B. spendierte noch Räucherlachs, den er in Kanada selber gefangen hatte und so haben wir gut eine Stunde gemütlich gefrühstückt. Auch das Wetter war Klasse, bis um zwei, da gabs einen kleinen Schauer. Danach gleich zwei Minibarsche gefangen!
      Um vier gab’s dann ein richtiges Gewitter, in meinem Eimer stand das Wasser fünf Zentimeter hoch. Zelt und Angelzelt haben das aber gut abgewettert. Jetzt tröpfelt es nur noch, soll aber bis Freitag kühl und regnerisch bleiben. Ab Samstag dann wieder schön.
      Heute gibt’s Bratwurst mit polnischem Kartoffelsalat, den hat J. schon angerichtet. Mit dem Halbfas bin ich durch. Was hat er gebracht? Auf jeden Fall die Bestätigung, dass unser Christentum mit der 'Reich Gottes Predigt' Jesu nicht mehr viel zu tun hat, dass Umkehr dringend geboten wäre und dass es mir wie dem reichen Jüngling geht: ich wende mich ab und weine bitterlich.
      Die Wittgenstein / Heidegger Gegenüberstellung von Manfred Geier, behandelt gerade Heidegger und den Nationalsozialismus, da muss ich wohl durch, ist aber nicht wirklich prickelnd.
      Zur ‚Entspannung‘ bin ich jetzt wieder bei Sloterdijk gelandet. Unter dem Titel ‚Was geschah im 20. Jahrhundert‘ sind da eine ganze Reihe seiner Vorträge gesammelt, die sich darum drehen, welche Auswirkungen das 20. auf das 21. Jahrhundert hat. Schon der erste Aufsatz, ‚Das Anthropozän – Ein Prozeß am Rande der Erd-Geschichte‘, liefert gleichermaßen faszinierende wie erschreckende Erkenntnisse. Es macht einfach Spaß, ihn zu lesen.

19:10 – wieder im Zelt, 17° Regen
      Der Kartoffelsalat war gut, Danke J.!. Eier, Möhren, Erbsen, Salzgurken, Äpfel, Essig, Remoulade (ganz zum Schluss). Mir hat noch ein bisschen Sellerie gefehlt, B. sagt, in Franken gibt es den auch schon vorgekocht. Ich angel heute nicht mehr, lese noch ein bisschen und gehe wieder früh schlafen.

25.05. – Freitag
15:30 – an meiner Angelstelle, 16 ° bewölkt, aber trocken
      Gestern war ein Regentag, wie man keine zwei hintereinander braucht. Im Angelzelt war es aber ganz gut auszuhalten, nur, dass ich die Regenjacke erst draußen an- bzw. ausziehen konnte und sie deshalb auch von innen feucht war.
      Gebissen hat natürlich auch nichts. Um die Langeweile zu vertreiben habe ich den ‚Tyll‘ von Daniel Kehlmann gehört, wie ich schnell merkte, zum zweiten mal. Der Titel ist ein wenig irreführend, könnte auch ‚die Winterkönigin‘, ‚Wolkenstein‘ oder ‚der dreißigjährige Krieg‘ heißen, denn die Erwartung, eine Art ‚Eulenspiegel Biografie‘ zu bekommen, wird nicht erfüllt. Meinem Bruder hat es nicht gefallen, weil die einzelnen Szenen nicht chronologisch sind, in epischer Breite geschildert werden und sich der Zusammenhang erst indirekt erschließt. Mir hat es gerade deshalb gefallen, aber auch erst beim zweiten mal, weil ich es da auch fast ohne Unterbrechung gehört habe.
      Fisch, wie gesagt, gab es keinen, dafür Nudeln mit Tomaten-Hackfleischsauce. Davon hat B. gleich so viel gemacht, dass es auch noch für heute und morgen reicht. Da sind wir zum Abend nur noch zu zweit, J.'s Urlaub ist zu Ende.
      Nach dem Essen bin ich nicht mehr an die Angelstelle, statt dessen weiter den Tyll gehört, siehe oben.
      Heute Früh war es neblig, aber seit acht sitze ich kurz behost und beärmelt am See. Der Wind aus Südost hat zum Nachmittag etwas zugenommen, es fühlt sich aber wärmer an als sechzehn Grad.
      Das Wochenende soll warm werden, aber wenn nicht bald ein großer Fisch beißt, bekomme ich den Abbau Blues. Seit dem 7. Mai sind wir hier in unterschiedlicher Besetzung beim Angeln und der einzige Fang, der diesen Namen verdient, war ein 75 cm Aal, den W. dem See abgerungen hat. Die Wochen vor und nach Pfingsten waren so gut wie fischfrei, sieht man von ein paar Babyaalen und köderfischgroßen Barschen ab. Auch M. und D. haben nicht mehr zustande gebracht.
      Gerade jetzt finde ich das Kieswerk auch recht laut, ein Zeichen dafür, dass der Wind mehr nach Süden gedreht hat. Kommt direkt von vorne auf meine Angelstelle, deshalb ziehe ich mich jetzt in mein Angelzelt zurück.
      … was ich schon viel früher hätte tun sollen, denn jetzt muss ich auch die Heizung anmachen, weil der Wind alle Wärme aus meinen nackten Beinen geblasen hat.

17:40 – an meiner Angelstelle, 22 ° wolkig
      Eben zwei Plötzen gefangen, dabei versucht ein Zimmer im Hirschen in Hafenlohr zu buchen, Bestätigung von Booking.com nicht eindeutig, Bestätigungs-Emil fehlt, aber eine Buchungsnummer hab ich.

26.05. -Samstag
09:30 – vor meinem Zelt beim Morgenkaffee, 23° heiter
      Hörbuch vom eigenen NAS Server auf dem Smartphone hören wird ganz schön teuer, wenn das Highspeed-Volumen verbraucht ist. Habe jetzt schon das zweite Paket für 15 € dazu buchen müssen.
      Die Buchungsbestätigung für den Hirschen kam gestern um 20:04, so lange habe ich sonst nicht auf die Bestätigung warten müssen. Kurz danach kam auch die Antwort, dass sie meine Supportanfrage erhalten haben und sich sobald wie möglich darum kümmern wollen.
      Fisch gibt es hier also doch! Vor dem Essen noch eine Plötze gefangen, B. einen Schuppenkarpfen und nach dem Essen auch noch eine richtig große Braxe.
      Hier soll heute und morgen der Sommer stattfinden, ab Montag dann eher wieder durchwachsen.
      B. ist unterwegs Getränke holen, J. kann ich beim packen zusehen. Nach dem Frühstück muss ich nochmal ins Aqualand Würmer, Maden und Karpfen-Lockfutter holen. Komisch, die ganze letzte Woche haben wir keine kleinen Aale gefangen, wahrscheinlich ernähren die sich jetzt vom Laich der Weißfische. Die Braxe war jedenfalls voll davon, sagt B.

27.05. – Sonntag
11:10 – vor meinem Zelt nach dem Frühstück, 25° diesig
      B. hat gestern Nacht gegen elf einen schönen großen (53 cm) Karpfen gefangen, den gibt es heute zum Abendbrot.
      Ich war gestern noch bis um sechs an der Angelstelle, in der Hoffnung auf 8er Goldhäkchen mit Mais, wenigstens noch eine Plötze zu fangen, war aber nicht. Der letschige Dendrobeane am blauen Schleienhaken hat auch nichts gebracht, obwohl ich frisch angefüttert hatte. Das Zeug hatte ich, wie geplant, vorher noch beim Aqualand gekauft, das heißt jetzt übrigens ‚Fishermens Partner‘.
      Nach dem Abendessen noch einmal an die Angelstelle zu gehen, fehle mir die Lust. Statt dessen vor dem Zelt den ‚Frank‘ von Ford zu Ende gehört, ein wenig bei Sloterdijk gelesen und noch bei Tageslicht hingelegt, weil ich nicht mehr sitzen konnte. Zum Einschlafen Martha Grimes, ‚Inspektor Jury und die Frau in Rot‘.
      Nachts träumte mir eine kuriose Geschichte, die nichts aber auch gar nichts mit dem ersehnten Waller zu tun hatte. Um halbacht bin ich dann aufgestanden und ohne Kaffee, dafür mit Apfelschorle an die Angelstelle gegangen, um Mais und Würmer badend und eine Pfeife zu rauchen.
      Ich glaube, dass ich gestern so fertig war, lag daran, dass ich zu wenig getrunken habe. Drei Flaschen Bier sind bei diesem Wetter einfach zu wenig Flüssigkeit. Das will ich heute besser machen. Ich will auch gleich mal den Radweg nach Burgundstadt ausprobieren, da bekomme ich sicher ein frisches Mittagsbier.
      B. hat vorhin ein Vogelküken gefüttert. Wir wissen nicht was es ist, vielleicht macht uns mein Bruder ja schlau.

19:30 – vor meinem Zelt nach dem Abendessen, 24° locker bewölkt
      Der Radweg nach Burgkundstadt ist schön, aber das mit dem Mittagsbier hat nicht geklappt. Rund um die Kirche kein einziges Gasthaus. Am Bahnhof endlich ein netter Biergarten, da schmeckte sogar Leikheim.
      Wieder am Zelt, den Kartoffelsalat vorbereitet. Als B. kam, war ich gerade fertig und es hatte auch aufgehört zu regnen. Karpfen und Kartoffelsalat haben gut harmoniert, jetzt ziehe ich meine Angelhosen an und dann gehe ich auch noch ein paar Würmer baden.

28.05. - Montag
13:10 – neben meinem Angelzelt im Schatten, 26° heiter mit Quellwolken
      B. hat in der Nacht noch einen Karpfen gefangen, bei mir hat nicht einmal was gezupft, Mais und Tauwurm, beide unberührt. Um zwölf haben wir Schluss gemacht und bei mir im Zelt noch ein Bier getrunken. Ich dann noch ein zweites hinterher und den Whiskey alle gemacht. Dementsprechend schwerfällig ließ sich der Tag auch an: ‚Hast du Leikheim in der Birne, pocht es hinter deiner Stirne‘. Aber es waren ja nicht nur die zwei Leikheim …
      Kurz nach neun, noch vor dem Frühstück, sind wir zum Edeka nach Mainleus, Speck für die Bratkartoffeln kaufen und zum Fishermens Partner, für mich die Wochenkarte und noch eine Pose kaufen. B. brauchte Boilie-Befestigungen.
      Zum Frühstück gab‘s dann die Weißwürste und für mich ein Bier, das soll aber nicht zur Regel werden, morgen gibt’s wieder Milchkaffee, ist auch besser für die Verdauung (heute war ich nämlich noch nicht).
      Jetzt langweilen sich an der Grundangel vier ‚Wallerpallets‘ und unter der Pose drei Maiskörner. Ich habe gerade die Dose mit dem Ködermais halb leer gekostet und einen halben Krug Apfelschorle getrunken, jetzt langweile ich mich in meinem Angelstuhl und überlege, ob ich nicht noch ein bisschen Rad fahren soll, ersatzweise auch eine Runde um den See gehen. Aber beides ist mit Bewegung verbunden und so schlecht sitze ich hier ja gar nicht.

29.05.2018 – Dienstag
10:45 – im Schatten der Pergola nach dem Frühstück, 26° sonnig
      Ich bin dann gestern Nachmittag doch noch eine Runde um den See gegangen. Nach dem Abendessen, Karpfen mit Bratkartoffeln, bis Mitternacht folgenlos geangelt.
      Heute war ich schon kurz vor sieben an der Angelstelle, hab dann auch prompt kurz nach neun einen schönen großen Karpfen gefangen, auf dem Schleienhaken mit zwei Dendrobeaner. Dummerweise hatte ich den Käscher nicht zur Hand und zum rausheben war er zu schwer. Da lag er dann unmittelbar unter dem Uferbewuchs zwischen den Seerosen, nicht genug Platz, um ihn zu käschern und als ich seinen Schwanz zu packen bekam, hat er meine Hand abgeschüttelt und das Weite gesucht.
      Jetzt sind wir mit dem Frühstück fertig und ich werde noch ein bisschen angeln. Nachher soll es ein Gewitter geben, da könnten wir ja die Küchenkisten aufräumen.

30.05. -Mittwoch
13:10 – im Schatten der Pergola nach dem Einkauf, 27° Quellwolken
      Das Gewitter gab es gegen fünf, aber um sechs war die Gewitterfront durchgezogen. Es blieb dann zwar den ganzen Abend bedeckt, war aber angenehm mild. Geangelt haben wir bis zwölf, B. hat auch noch eine große Braxe gefangen. Mehr war nicht, Schlummertrunk bei mir im Zelt.
      Zum Abendessen gab‘s gemischten Salat mit Putenbruststreifen. Heute gibt es die Reste, d.h. Salat von gestern und Karpfen mit Bratkartoffeln von vorgestern.
      Heute früh war ich kurz nach sieben an der Angelstelle, B. war schon da, sein Kumpel Ed. auch. Gefangen haben wir nichts, obwohl es schon kurz nach acht für einen Sonnenbrand gereicht hätte.
      Nach dem Frühstück habe ich ein Schüsselbad in der Sonne genommen, da brauchte ich kein zusätzliches warmes Wasser, erfrischend, solange man nicht ins Zelt muss. Da herrschen jetzt Saunatemperaturen.
      Mit dem Wetter haben wir hier bis jetzt großes Glück gehabt. Um Schweinfurt herum soll es ganz schlimm getobt haben, in Wuppertal auch. Die Küche haben wir gestern nicht mehr aussortiert, langsam wird die Zeit knapp. Ich fange jetzt mal damit an.

31.05. – Donnerstag – Fronleichnam
00:30 – in meinem Zelt, 18° leicht bewölkt
      Gestern, also Mittwoch, gegen dreiundzwanzig Uhr doch noch einen Aal gefangen, aber wieder nur einen Schnürsenkel, auf Mais am sechser Goldhaken.
      Die Küche haben wir immer noch nicht gemacht und heute Nachmittag wollen wir zu R. an den Angersee. Ich werde also auf jeden Fall am Vormittag auf die Teleskopruten umstellen und anfangen, mein Angelzeug zusammen zu räumen.
      Zum Einkaufen war ich in Burgkundstadt, der EDEKA Frischemarkt dort ist ja riesig, noch größer als Breidohr. Ich hab Fleisch zum grillen gekauft und dazu alles, was ich für einen griechischen Salat mit Schafskäse brauche. Deshalb werde ich fahren, dann kann B. im Clubhaus ein Bier trinken und ich bin nicht schon duhn, wenn ich mit der Essenszubereitung anfange.
      Heute soll es warm werden und trocken bleiben, Regen ist erst für Freitag und leider auch für Samstag angesagt. Ein Grund mehr, wenigstens das Angelzelt schon heute Vormittag abzubauen. Dann muss B. auf der Halbinsel ein wenig rücken.
      Freitag sollte ich zum Angeln nur noch die Teleskopruten und den Angelkasten brauchen, dann können wir uns tagsüber um die Küche kümmern. Den ganzen Gemeinschaftsküchenkram können wir einpacken, bis auf das, was B. zum Abend und zum Frühstück braucht, aber das hat er wahrscheinlich sowieso aus seinem Haushalt mit gebracht.
      Samstag muss ich dann nur noch mein Zelt ausräumen und abbauen, das wird schon aufwendig genug. Aber ich muss ja nur bis Hafenlohr.
      Jetzt werde ich noch ein wenig lesen, dann habe ich die nötige Bettschwere.

19:52 – im Schatten der Pergola, 24° geschlossene Wolkendecke
      Bis jetzt war es trocken, aber im Osten sieht es dunkel aus, ich fürchte, hier wird’s heute noch nass. Macht aber nichts, mein Angelzelt und die Steckruten sind alle verpackt, auf der Spitze bei Bernie im Angelzelt liegt jetzt nur noch das Nötigste für heute und morgen.
      Das Fleisch und der griechische Salat waren gut, blieben auch keine Reste. Am Nachmittag waren wir wie geplant am Angersee, nachdem wir von acht bis zum Frühstück geangelt, dann bis eins geräumt hatten. Gegen vier waren wir wieder hier, bis kurz nach fünf haben wir den Rest verräumt und gekocht. B. hat den Abwasch gemacht, während ich den Rest vom Rest unter die Pergola gestellt habe. Jetzt gehe ich noch ein bisschen angeln, B. wartet da schon.

01.06. – Freitag
01:58 – in meinem Zelt, 18° bewölkt
      B. und ich haben tatsächlich noch bis eins heute Nacht geangelt. B. hat einen Karpfen Marke ‚Wasserschwein‘ gefangen, 60 cm, hochrückig und rund, ich noch einen ‚Schnürsenkel‘, aber Fisch ist Fisch.
      Vor der Pergola haben wir dann noch ein Bier getrunken und auf unsere Edelfische angestoßen, jetzt wäre es Zeit, ins Bett zu gehen, aber ich hab mir gerade noch ein Bier und einen ‚Willie‘ eingegossen, die werde ich mit Sloterdijk genießen.
      Kaum zu glauben, aber in drei Wochen werden die Tage schon wieder kürzer. Dieser Mai allerdings verdient eine Eins mit Sternchen, jedenfalls hier am See. Selbst die Eisheiligen haben das freundliche Wetter nicht klein gekriegt und die gelegentlichen Gewitter waren auch eher willkommene Abkühlungen. Und über dem Schlafzelt bilden sich keine Regensäcke. Was den Bodensee angeht, sind wir also aufs Beste gerüstet.

23:45 – in meinem Zelt, 17° klar
      Das letzte Bier mit B. eben vor der Pergola getrunken, es ist immer noch angenehm draußen und war den ganzen Tag trocken.
      Wir haben tatsächlich nach dem Frühstück die Küchenkisten eingeräumt und anschließend habe ich auch gleich meinen Angelkasten entrümpelt. Irgendwo habe ich meinen Fischtöter verlegt. Vielleicht findet ihn B., wenn er sein Angelzelt abbaut.
      Für die Statistik sei vermerkt, dass ich heute zwei Plötzen gefangen habe, davon eine ganz stattliche. Mehr ist bei der ganzen Angelei heute nicht herausgekommen, auch nicht bei B. Aber das Angelzeug ist alles verpackt und muss nur noch verladen werden. Wenn die Wetter App recht hat, dann habe ich gute Chancen morgen das Zelt trocken einzupacken, das würde mir in der nächsten Woche einigen Aufwand sparen.
      E. hat Sonntag ab zwei Dienst, ich sollte also gegen zwölf zu Hause sein, d.h. sehr viel später als acht sollte ich in Hafenlohr nicht losfahren. Jetzt lese ich noch einmal nach, wie das Auto zu packen ist und dann ist es Zeit, ins Bett zu gehen.

02.06.2018 – Samstag
17:30 – auf der Terrasse vom Gasthof zum Hirschen in Hafenlohr, 23° locker bewölkt
      Das hat gepasst, als wär es für mich gemacht: Es blieb die ganze Zeit trocken, war aber so bewölkt, dass es nicht unerträglich war.
      Trotzdem hab ich von sechs bis zwei gebraucht, um alles zu packen, dabei hatte ich das restliche Angelzeug noch gestern Nacht zur Pergola gebracht.
      Wach war ich schon vor fünf, wegen dem Vogellärm, aber da war es noch richtig frisch im Zelt, aufgestanden bin ich erst um dreiviertel sechs. Um zehn war ich so weit, die Luft aus den Zeltstangen zu lassen. Man muss das wirklich sorgfältig machen, sonst packt man das Zelt zweimal.
      Zwischen dem ersten und dem zweiten Versuch haben wir gefrühstückt, am Ende habe ich aber Zelt, Stangen, Heringe und die Pumpe in den einen dafür vorgesehenen Sack bekommen.
      Das Auto ist voll bis Oberkante Unterlippe, fast hätte ich die Schmutzwäsche bei B. lassen müssen. Die Liege und der Angelstuhl brauchen schon arg viel Platz.
      Die Fahrt hier her war dann fast schon abenteuerlich. Das Navi wollte bei Werneck auf die A7, ich nicht und nach dem ‚Ende der Ausbaustrecke' war die kurvenreiche Strecke wie geschaffen für Motorradfahrer, die das auch reichlich genossen haben. Ein paar Rennradler waren auch unterwegs.
      Mein Zimmer unterm Dach macht nicht viel her, die Dusche ist mit Vorhang und das Klo unter der Dachschräge aber von hier sind es nur noch rund 270 km, d.h. locker drei Stunden. Es reicht also, wenn ich hier um neun los fahre. Wird aber wohl eher früher.

Die Angelerlaubnis (Nichtangeln für Fortgeschrittene)

      'Kein schöner Land in dieser Zeit, als hier das unsere weit und breit ...' mögen viele unserer passionierten Sportfreund*innen denken, erninnern sie sich der gelegentlich sonnigen und warmen, oft auch kühl verregneten aber immer beschaulichen Stunden an ihrem bevorzugten Angelgewässer. 'Schön', das ist unbesritten, oft genug ist aber vor der Beschaulichkeit ein widerspenstiger Amtsschimmel zu reiten.
      Die Angelerlaubnis besteht - zumindest für Sportangelnde - im wesentlichen aus drei Teilen: dem Angelschein, dem Fischereischein und der Angelkarte. Für den Angelschein ist eine Prüfung abzulegen, die so genannte 'Sportfischer*in-Prüfung'. Im Internet findet sich reichlich Material zu diesem Thema. Geeignete Kurse bieten auch die örtlichen Angelvereine an, die dann auch die Prüfung abnehmen. Wer den Führerschein gemacht hat, kennt das Prozedere: In der theoretischen Prüfung ist ein Katalog von Fragen aus den Bereichen 'Gerätekunde' 'Fischkunde', 'Gewässerkunde', 'Umwelt- und Naturschutz', 'Jagdrecht', 'Fischereirecht', 'Binnenschiffahrts-Recht', 'Seerecht' und wegen möglicher Eigentumsrechte am Fischgewässer auch 'Bürgerliches Recht' und 'Strafrecht' zu beanworten, in der praktischen Prüfung müssen die zu Prüfenden die Fähigkeit nachweisen, unterschiedlichste Knoten binden und eine Angel zielgenau auswerfen zu können.
      Der Lohn dieser Mühen ist ein hüberscher kleiner Ausweis, ähnlich einem Führerschein, dem, angemesen gerahmt, eine Ehrenplatz in der Trophäensammlung gebührt.
      Etwas schwieriger ist da die Erlangung des Fischereischeins. Den bkommt die interessierte Bürger*in je nach Bundesland bei den unterschiedlichsten Behörden. Zur Auswahl stehen das Einwohnermeldeamnt, das Ordnungsamt, das Wirtschaftsamt, das Sozialamt oder das Finanzamt. Die erste Herausforderung besteht also darin, das in der Region zuständige Amt namhaft zu machen. Ist diese Hürde genommen, gilt es, den Sitz der Bhörde zu eruieren. Da ist glücklich, wer in seiner Gemeinde noch ein gut funktionierends Bürgerbüro hat, wo im Umgang mit den Bürgerinnen und Bürgern meist erfahrene, oft sogar freundliche Mitmenschen, zumindest kompetente Auskuft erteilen können, im Idealfall sogar die eigene Zuständigkeit eingestehen. Dann bedarf es nur noch der Kleinigkeit, nach der Vorlage von Personalausweis, Meldebescheinigung, Impfpass, und polizeilichem Führungszeugnis mehrere Formulare in mehrfacher Ausfertigung auszufüllen und zu unterschreiben, die erforderliche Gebühr zu entrichten und den ersehnten Schein nach angemessener Frist unter Vorlage des Personalausweises und dem Nachweis der entrichetetn Gebühr, in der Regel die amtliche Gebührenquittung, die aber nur zusammen mit einem gesonderten Abholschein, in dem die Identität der abholenden Person mit der der Einzahler*in der Gebühr bestätigt wird, gültig ist, ab zu holen.
      Kompliziert wird die Erlangung des Fischereischeins, wenn die zusändige Behörde direkt aufgesucht werden muss: Egal um welches Amt es sich handelt, die interessierten Bürger*innen werden nicht umhin können, in die zuuständigen Kreisstadt zu fahren. Steht dafür ein eigenes Fahrzeug zur Verfügung, ist das, abgesehen davon, dass Parkraum in der Stadt rar und teuer ist, noch relativ einfach. Wer auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, muss dagegen schon im Vorfeld eine schier unendliche Zahl von Fragen beantworten: Wann fahren Bus oder Bahn? Fahren sie überhaupt? Wann ist die Behörde geöffnet? Wie passen Fahr- und Öffnungszeiten zusammen? Erst wenn alle diese Fragen beantwortet sind, kann der Behördengang in Angriff genommen werden.
      Hat Mann oder Frau das richtige Gebäude, das richtige Stockwerk und den richtigen Flur gefunden, bleibt nur zu hoffen, dass auch die zuständige Sachbearbeiter*in zur Stelle, am Platz, nicht in der Pause, nicht in Elternzeit oder auf andere Weise verhindert ist. Was folgt, ist weiter oben schon skizziert, nach Vorlage diverser persönlicher Unterlagen und dem Ausfüllen verschiedener Formblätter ist die 'Fischreigebühr' bei der zuständigen Finanzkasse zu entrichten. In der Regel ist die Finanzkasse zur gleichen Zeit geöffnet, wie das, für den Fischereischein zuständige Amt. In der Praxis bedeutet das: Wenn die Formalitäten im Amt erledigt sind, hat die Finanzkasse Mittagspause oder Feierabend. Wer je ein Fahrzeug zugelassen oder einen Reisepass beantragt hat, weiß, wovon wir reden. Die erneute Öffnung der Finanzkasse muss also abgewartet und die Gebühr dann entrichtet werden. Der Nachweis ist wieder dem Amt vorzulegen, dass die Ausfertigung des beantragten Dokuments veranlasst. Dieses Dokument kann dann nach angemessener Frist und nach Vorlage ... usw., usw.
      Geregelt ist das alles im Landesfischereigesetz und der Landesfischereiordnung. Das Präfix 'Landes' ist dabei von besonderer Bedeutung, denn, wie schon eingangs erwähnt, unterscheiden sich die Regelungen im Einzelnen von Bundesland zu Bundesland. Glücklich kann sich da schätzen, wer den Fischereishein in einem Bundesland beantragt, dass eine lebenslange Erteilung vorsieht, in den anderen Bundesländern ist die Prozedur in regelmäßigen Abständen zu wiederholen. Nun sollte aber niemand glauben, dass bei der Verlängerung des Fischereischeins auf Erfahrungen bei der Ersterteilung zurückgegriffen werden könnte. Regelmäßige Änderungen der einschlägigen Verordnungen und allfällige Reorganisationen der Kreisbehörden, EU-weit als 'Endbürokratisierung' bezeichnet, machen jeden Behördengang immer wieder zu einem aufregenden Abenteuer.
      Als geradezu kinderleicht erweist sich in den meisten Fällen dagegen der Erwerb der Angelkarte. Jedes einschlägige Fachgeschäft, das seinen Namen verdient, hat Angelkarten für ein oder mehrere Angelgewässer im Angebot. Die Qual der Wahl hat hier nur, wer zwischen den Kosten für mehrere Tageskarten oder einer Wochenkarte abwägen muss. Hilfreich ist hier die Vorlage eines gültigen Fischereischeins, der - und das grenzt an ein Wunder - tatsächlich Länderübergreifend anerkannt wird.

Schlussbemerkung

      Natürlich können wir auf all das verzichten. Die beste Methode, keinen Fisch zu fangen, ist immer noch die, es erst gar nicht zu versuchen. Setzen wir uns also an unserem Lieblingsgewässer auf eine Bank, füttern wir die uns umgebende Fauna mit ungeeigneten Resten aus unserem Picknickkorb, lesen wir, hören wir Musik oder musizieren gar selbst. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten ein Gewässer zu genießen und eventuell in der Nähe praktizerenden Sportfischer*nnen zu zeigen: Es geht auch anders!
      Aber, haben wir einmal einem Karpfen ins Maul oder einem Hecht hinter die Kiemen geschaut, wollen wir nur eines: Dieses Erlebnis immer noch einmal und noch einmal und noch einmal. Und wie beglückend ist es, der örtlichen Fischereiaufseher*in in das dümmliche Gesicht zu sehen und ihr ebenso dümmlich grindsend unsere Papiere, unsere Waage, unser Maßband, unseren Fischtotschläger und unser Jagdmesser mit der Klinge aus Damaszener Stahl zu präsentieren. Haben wir das einmal erlebt, wollen wir nur eines: diese Begegnung bei einem gemütlichen Grillabend mit dem einen oder anderen Bier vertiefen. Und haben wir einmal an der Angelstelle richtig gefroren und sind dabei auch noch richtig nass geworden, wollen wir nur eines: ein gut verschließbares Angelzelt mit einem bequenen Stuhl und einer gut funktionierenden Heizung. Und wenn dann noch der Bissanzeigende den Ruf 'Schloaghalto woraufwoartsdenno' hören lässt, dann wollen wir nichts weiter, als ... endlich in Ruhe gelassen werden, soll der blöde Fisch sich doch selbst fangen, oder?!

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