2012 Fjord-Sommer
16. Juni bis 24. Juni
16.06. - Samstag
      Sitzen jetzt auf der Fähre der Color Line von Hirtshals (Dänemark) nach Kristiansand (Norwegen). Gegen 00.00 Uhr in Köln losgefahren, über Wuppertal, Conny den Cocker abgeben. Gegen Sieben an der dänischen Grenze, kurz nach Zehn an der Fähre. Köln Hirtshals sind auf direktem Weg 933 km. Bis zur Morgendämmerung hat es geregnet, in Dänemark bewölkt mit sonnigen Abschnitten. Jetzt, mitten auf dem Skagarak, hat es sich ziemlich zugezogen. Die Prognose für die nächste Woche ist durchwachsen, lassen wir uns überraschen.
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      Ach ja, wir, das sind H., M. der Nachbar, W., N. und ich und wir sind unterwegs zum Meeresfischen nach Rekefjord in Südnorwegen. Auf der Fähre lassen wir uns verwöhnen, aber das hat seinen Preis: 3 Bier, 1 Pepsi und 1 Cognag 36 €.
      Internet habe ich hier keins, bin gespannt ob und zu welchem Preis ich das mit dem Roaming hinkriege. Die Tante vom 1&1 Support meint, ich solle die Karte einfach ins Telefon stecken, aber ich glaube nicht, dass das geht. Wahrscheinlich werde ich da am Montag noch einmal anrufen müssen.
17.06. - Sonntag
      Heute lassen wir es noch ganz ruhig angehen. Nach dem Frühstück beleint H., unser Ältester, im Akkord unsere Rollen und bindet die Pilkervorfächer. Gegen Mittag sind (fast) alle Ruten montiert und bald auch alle Mann an Bord unseres kleinen Angelkahns. Um uns mit Boot und Material vertraut zu machen, fahren wir erst im Fjord ein wenig auf und ab, dann aber am Leuchtturm vorbei und gut eine Seemeile aufs Meer hinaus.
      Die leichte Dünung ist ungewohnt und die Wellen kommen uns riesig vor, obwohl wir höchstens Windstärke 4 haben. N. zeigt erste Anzeichen von Seekrankheit. Er wird nicht der einzige bleiben.
      Immerhin gibt es erste Fangerfolge, M. einen kleinen Dorsch, W. einen auch nicht größeren Rotbarsch.
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      Gegen 17:00 sind wir wieder am Steg, der Fang wird geziemend mit Ballentines begossen und dann gibt es Gulasch, hat M. schon zu Hause vorbereitet, dazu Nudeln und Günthers Bernstein, hat W. aus Staffelstein mitgebracht.
      Nach dem Essen Lagebesprechung und Manöverkritik. Erste Erkenntnis, das Ruder muss immer besetzt sein es sei denn, wir können ankern. Zweite Erkenntnis, 250 gr. Pilker sind zu leicht, auch wenn wir vor Anker liegen. Drittens, wenn wir bei 'Schleichfahrt' angeln, muss das Boot auf Kurs gehalten werden, möglichst so, dass wir die Wellen schneiden. Bevor wir Fahrt aufnehmen oder den Kurs ändern, müssen alle Angeln hochgedreht sein und das kann einige Minuten dauern.
      Nachdem die Theorie abgearbeitet ist, können wir uns dem letzten Abenteuer dieses Tages widmen, dem letzten EM Gruppenspiel der Gruppe A, Deutschland gegen Dänemark, das 'wir 'mit einem hart erkämpften 2:1 für 'uns' entscheiden können.
18.06. - Montag
      Um sechs Uhr in der Früh ist allgemeines Wecken und um halbacht sind wir schon wieder an Bord unseres Angelkahns, dieses Mal gleich mit Kurs aus dem Fjord hinaus. Die zusätzlich mit Blei beschwerten Pilker gehen deutlich steiler nach unten, aber es ist eine rechte Plackerei, 1000 ft. Leine wieder einzukurbeln. Lohn der Mühe ist ein Blauer Wittling (Schellfisch), leider noch kleiner als die Fische von gestern und der Preis ist ein massiver Anfall von Seekrankheit.
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      N. ist schon kurz vorher in die innere Emigration gegangen, W. machte den Rudergänger und opfert dem Meeresgott erst nach einem etwas zu intensiven Blick auf das Echolot. Nur der Älteste und der Nachbar halten den Elementen stand, wofür H. dann auch mit einem ansehlichen Dorsch belohnt wird.
      Inzwischen ist es fast zehn und wir nehmen wieder Kurs auf den heimatlichen Steg. Ein ordentliches Frühstück bringt uns wieder auf die Beine, zum Nachmittagsturn können sich aber nur H., M. und W. überwinden, N. und ich machen derweil ein paar Einkäufe im Kiwi Markt von Sogndal.
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      Jetzt ist es gleich Achtzehn Uhr und die Drei sind zurück von ihrem Angelausflug. M. kann einen anständigen Köhler (Seelachs) präsentieren, H. sein Garn von einen kräftigen Anbiss spinnen und W. bedauert seinen Schnurbruch, denn sonst .... Na, das werde ich heute sicher noch mehrmals zu hören bekommen.
19.06. - Dienstag
      Heute ist ein sonniger und ziemlich windstiller Tag. Um fünf Uhr stehen wir auf, zehn vor sechs sind wir schon auf dem Wasser. Die Suche nach dem Fisch ist aufwendig, immer wenn wir eine fängige Stelle gefunden haben, sind wir auch schon wieder darüber hinweggetrieben, kaum dass die Pilker den Grund erreicht haben. Insgesamt sind wir dennoch recht erfolgreich: M. drei Seelachse, ich einen, H. einen kleinen.
      Nach dem Frühstück einkaufen, u.a. Bootsbenzin (95 okt.), eine Pfanne für den Fisch und allerlei Angelkram beim Vater aller Kramläden, was es bei dem nicht gibt, gibt es nirgendwo in Norwegen.
      Während M. den Grill klar macht, bindet uns H noch ein paar Vorfächer auf Vorrat, dann gibt es Grillwürste mit Kartoffelsalat vom Kiwi Markt, den wir mit Gewürzgurke und Senf aufpeppen müssen, damit er einigermaßen schmeckt. Ich glaube, den nächsten machen wir lieber selber.
      Gegen sechs dann noch einmal mit dem Boot hinaus, dieses Mal mit Seekarte, in der Hoffnung, die flacheren Stellen einfacher zu finden. Ist aber nicht so. Am Ende ist unser Ältester ziemlich genervt, weil wir nicht dahin fahren, wo seiner Meinung nach die Einheimischen fischen, von denen ich da, wo er hin will aber keinen sehe. Außerdem ist er ziemlich unterzuckert, was wir aber leider erst zu Hause merken.
      Trotzdem, an jeder Stelle die wir beangeln, sind wir auch erfolgreich: W. zwei Seelachse, davon einer untermaßig und einen Lump, ich zwei untermaßige Seelachse und einen gewaltigen Phantomfisch, der mir den erst am Nachmittag für 79 NOR, also etwa 11,50 € erstandenen 400 gr. Pilker samt Karabiner abreisst. Einen zweiten ziemlich kapitalen Fisch verliere ich auch, weil ich aus Angst den nächsten Pilger zu verlieren, die Bremse öffne.
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      Als im Westen eine kräftige Regenfront aufzieht werde ich quenglig und bestehe auf Heimfahrt, die Vorsicht ist allerdings unnötig, das Wetter zieht südwestlich an uns vorbei und es bleibt trocken. Kurz vor acht sind wir wieder an unserer kleinen Schifflände.
20.06. - Mittwoch
      Auch das wird wieder ein sonniger Tag, wenn es am Morgen auch nicht danach aussieht. Viertel nach sechs sind wir auf dem Wasser und finden die fängigen Stellen schon etwas schneller. N. ist auch wieder dabei. Wenn er beim fahren steht und beim Pilken in der Schiffsmitte sitzt, hat er seine Seekrankheit gut unter Kontrolle.
      Der Fang ist reichlich, sechs Makrelen, H. gleich zwei auf einmal, sowie einen stattlichen Seelachs, zwei Seelachse vom W., und u.a. einen Dorsch und einen Wittling von M. Ich habe meine Leine mit M.'s Vorfach verknotet und nun reichlich mit dem Entwirren einer Perücke zu tun, da bleibt keine Zeit für Fisch.
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    &nbs Um elf sind die Fische filiert und wir sitzen beim Frühstück auf der Terasse, nachdem es auf der Rückfahrt stark bewölkt und recht frisch war. Anschliesend ist allgemeines Ausruhen, W. montierte ein paar Plastiktintenfische als Beifänger, N. und ich fuhren noch einmal zum Vater aller Kramläden, um unseren Vorrat an schweren Pilkern zu ergänzen und um vier fange ich an die Filets zu braten, dieses Mal paniert mit Hans' Paniermehl, u.a. gewürzt mit Brathähnchengewürz und abgelöscht mit ein paar Spritzern Limettensaft. Dank Panade und neuer Pfanne sind die Filets auch nicht zerfallen, sondern goldgelb und super lecker, wie damals der Fisch in Klaipeda. Unsere Karpfenfilets werde ich künftig auch so machen.
      Nach dem Essen, so gegen 18:30 Uhr, fahren die Männer noch einmal hinaus, ich nehme mir frei und genieße die Abendsonne auf der Terasse. Heute ist Sommeranfang (wegen des Schaltjahrs) und wahrscheinlich wird es in der Nacht garnicht richtig dunkel. Sonnenuntergang ist heute um 22:41, Sonnenaufgang morgen um 04:29. Morgen geht die Sonne noch eine Minute später unter.
      Am Abend ist es hier noch ruhiger als in Wallsberg. Würde nicht gelegentlich ein Auto am Haus vorbeifahren, könnte man glauben, wir wären die einzigen Menschen am Fjord, abgesehen von ein paar Anglern, die ein Ferienhaus am gegenüberliegenden Ufer bwohnen, auch mit einem gelben Kahn aufs Meer schippern und jedesmal, wenn sie anlanden, stundenlang ihren Fang filieren, was wir von unserer Terasse aus gut und voller Neid beobachten können.
      MERKE: 1 ft = 30,48 cm.
21.06. - Donnerstag
      Das wird der schönste Tag dieser ganzen Angelei. Wieder sind wir schon früh auf dem Wasser, dieses Mal aber ohne M. Nicht, dass er ängstlich wäre, aber als Nichtschwimmer war ihm W., der alte Seebär, gestern etwas zu forsch. Schade, denn heute sind ablandiger Wind und ablaufendes Wasser und die See ist so platt wie eine Flunder. Gegen 08:00 ist es schon so warm, dass wir unsere Jacken ausziehen.
      Eine Materialschlacht wird es für mich trotzdem. Bei diversen Hängern verlierer ich alle großen Pilker und die Schnur, die ich gestern nach dem auflösen der Perücke angeknotet hatte. Beim nächsten Hänger ist dann auch die Ersatzrolle kaputt und ich muss umspulen. Genervt montiere ich ein Blei ans Ende der Hauptschnur und die darüber die gekauften Beifänger. Wider Erwarten erweist sich das dann als äußerst fängig und beschert mir diverse Seelachse und Makrelen.
      Erst gegen 12:00 fahren wir wieder zurück und nach einem kurzen Frühstück wird der Fang filiert und eingefroren. Entsprechend spät gibt es dann auch das Mittagessen, Fischfilet mit grünem Salat.
      Um noch einmal hinauszufahren, fehlt mir die Motivation. Das erweist sich als Fehler, denn die Männer kommen mit gewaltiger Beute zurück und erst gegen Mitternacht ist der ganze Segen geschlachtet, ausgenommen, filiert und gesäubert. Gut, dass es am Anleger einen entsprechend ausgestatteten Arbeitstisch mit Frischwasseranschluss gibt.
22.06. - Freitag
      So schön, wie das Wetter gestern war, so unschön ist es heute: Starker Wind und hohe Wellen verhindern, dass die Männer aus dem Fjord hinausfahren können. Beim Versuch, es trotzdem zu wagen, kommt es auch noch zum Streit zwischen H. und N. über den sachgerechten Einsatz des Angelgeräts.
      Gut, dass es sowieso der letzte Tag ist. Die letzten Vorräte, d.h. die von M. vorsorglich mitgebrachten Steaks werden gegrillt und ich mache dazu einen Nudelsalat.
      Nachmittags fangen wir dann mit dem Packen an und abends verfolgen wir das EM Viertelfinale Deutschland : Griechenland (4:2).
      Packen und einräumen sind unproblematisch, jeder weis, was er zu tun hat. Am Auto treffen wir noch einen friesischen Seebären, der von Deutschland aus seine Kunden mit dem Auto kutschiert. Das Ferienhaus, das er anbietet, ist etwas komfortabler als unseres und er fährt seine Angler mit dem Boot hinaus. Das alles soll eischließlich Verpflegung po Person 500 € die Woche kosten. Wir haben einschl.Sprit für die Rückfahrt ca. 400 € gezahlt und das von Tür zu Tür.
23.06. - Samstag
      In Kristiansand sind wir dann so früh, dass noch Zeit für einen leider verregneten Stadtbummel bleibt. Als ich für Eva eine Plüschrobbe kaufe, entpuppt sich die Verkäuferin als Brandenbugerin.- So klein ist die Welt!
      Auf der Fähre gibt es erst Pizza, dann Pullmannsessel im Ruheraum. Die Kinder wissen das mit der Ruhe nicht und ich ignoriere es auch, denn in mir wächst ein unbändiger Drang, JETZ Mundharmonika zu spielem. Kunst ist hier aber nicht angesagt, was mir mein Vordermann unmissverständlich zu verstehen gibt.
      Es regnet fast den ganzen Tag. Erst in Dänemark lockert es etwas auf.
      Trotzdem bin ich auf der Rückfahrt recht ausgeruht und ohne Zwischenfälle kommen wir Sonntag früh um fünf in Bensberg an, gerade als sich meine Angetraute auf den Weg zum Frühdienst macht. H., M. und N. fahren weiter, W. will bei mir eine Runde schlafen und dann Konrad aus Wuppertal holen.
24.06. - Sonntag
      Auf dem Balkon ist es frisch, aber nicht ungemütlich. Sitze mit Wolf auf der Eckbank und wir trinken den Rest Faßgelagerten und Wein. En Stündchen unterhalten wir uns noch über die Erfahrungen der lezen Woche, dann kommen wir zum Thema 'Angeln mit Conny dem Cocker'. W. ist nicht bereit, den Hund die gaze Zeit an die Leine zu nehmen. Das ist für ihn undenkbar (ein 'nogo'), eher würde er aufs angeln verzichten. Ich nehme das erst einmal so hin.
      Zeitlich werden wir wohl beim altenTermin bleiben und auf Raubfisch verzichten. Vielleicht auch abwechselnd.
      Nicht nur, dass wir mit B. Knatsch haben, J. ist auch sauer auf R. und kommt nur mit, wenn R. nicht mitkommt. Der Grund: J. hat sich für seine spontane Bemerkung, R. solle sich nicht so aufspielen, denn als Nichtmehrangler gehöre er gar nicht zur Gruppe, zwar ordentlich entschuldigt, aber R. hat die Entschuldigung nicht akzeptiert.
      Insgesamt leeren wir wohl mehr als 2 Flaschen Wein, ehe W. endlich ins Bett kommt. Mich jedenfalls findet meine Angetraute schlafend auf dem Balkon, als sie vom Frühdienst nach Hause kommt.
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