Alleräußerste Sorgfalt ist bereits bei der Auswahl des falschen Angelgewässers erforderlich. Betrachten wir zunächst die dem Fischereikundigen geläufigen Gewässeregionen:
      Die Forellenregion zeichnet sich durch klares, sauerstoffreiches Wasser aus. Diese Gewässer sind zu meiden!
      Munter fließende Bäche mit kiesigem Untergrund und lichtem Uferbewuchs könnten auch auf die Äschenregion schließen lassen. Meiden Sie auch diese Gewässer, wenn Sie nicht genaus wissen, daß oberhalb des von Ihnen ausgewählten Angelplatzes möglichst giftige, ungeklärte Industrieabwässer eingeleitet werden.
      Ein schon behäbiger Lauf und bewaldete Ufer kennzeichnen die Barbenregion. Hier ist äußerste Vorsicht geboten, da die Vielzahl der unterschiedlichen Fischarten, die in dieser Region beheimatet sind, auch für die versierte Nichtangler*in ein großes Risiko darstellen. Im Kapitel 'Anfütterung und Köder' werden wir Ihnen mit einigen kleinen Tips zeigen, wie Sie dieser Gefahr begegnen können.
      Die größte Herausforderung für die passionierte Sportfreund*in ist die Brackwasserregion. Sie ist der Lebensraum einer reichhaltigen Fauna aspruchslosen Wasserwildes, das schon auf die kleinste Unaufmerksamkeit bei der Köderwahl mit einem Anbiß reagieren könnte. Beachten Sie in diesem Fall auch unsere ausführlichen Hinweise zum Thema 'Anbiss, Drill und Landung'.
      Die junge Nichtangler*in sollte ihre Erfahrungen ruhig erst an stehenden Gewässern sammeln. Tümpel und Feuerwehrteiche, möglichst als Auffangbecken von Abwassergräben, bieten gute Aussichten auf einen geruhsamen Angeltag ohne das Ärgernis einer erfolgreichen Fischwaid. Empfindsame Naturen, die jedes Risiko ausschließen wollen, können auch bei den örtlichen Kläranlagen um eine Angelerlaubnis nachsuchen. Hier wird im Regelfall auch auf die Vorlage eines Fischereischeines und den Erwerb eines kostenpflichtigen Erlaubnisscheines verzichtet (siehe dazu auch das letzte Kapitel 'Die Angelerlaubnis ...').
      Das angeln in Industriegebieten hat noch einen weiteren Vorteil, den insbesondere die Junge Generation zu würdigen wissen wird. Hardrock, Punk oder Havy-Metal aus leistungsstarken Ghettoblastern (vergl. unten: 'Die Geräteauswahl') erregen hier meist weniger Anstoß als in den Revieren, die leider immer noch von suchtkranken Sportangler*innen und außen frequentiert werden.
      Sehr aussichtslos ist der Versuch, Fische im Wasser mit einer Keule zu erschlagen. Dabei haben Sie fast unbegrenzte Möglichkeiten in der Gerätewahl. Ein Baseball-, Kricket- oder Hockeyschläger ist fast genauso ungeeignet, wie ein Fleischklopfer. Empfehlenswert ist auch ein schwerer Vorschlaghammer. Ist eine große Rohrzange zur Hand, verspricht auch deren Gebrauch allerlei Kurzweil am Angelgewässer. Mit diesem Gerät kann sogar in der Forellenregion, zusätzlich ausgestatten mit Gummihosen und solarisierender Sonnenbrille, mit einiger Sicherheit kein Fisch gefangen werden.
      Von der Fischwaid mit einem Sportbogen ist dagegen abzuraten, hier könnten mit ausreichender Übung durchaus unerwünschte Erfolge erzielt werden.
      Die fortgeschrittene Nichtangler*in wird allerdings früher oder später ein professionelles Angelgerät benutzen. Die damit verbundene Geldausgabe ist in jedem Fall ein Prestigegewinn und die ausgefeilte Technik eine echte Herausforderung.
      Für den Augenblick wollen wir es bei dieser kurzen Einführung in die wunderbare Welt des Angelzubhörs belassen, im Kapitel 'Rute, Rolle & Co.' werden wir die sich hier bietenden Möglichkeiten noch näher betrachten.
      Die in der Fischwaid erfahrene Naturfreund*in erlebt immer wieder, dass, in aller Regel männliche Exemplare ihrer Artgenoss*innen, in wattierter und gummierter und deshalb unvorteilhaft unförmiger Oberbekleidung (ein absolutes no go für die weiblichen Exemplare dieser Spezies) im Morgengrauen an ein von Speisefisch*innen aller Art besetztes Gewässer schleichen, um an besonders dafür ausgewähten Stellen ein Ritual zu vollziehen, das in die Mysterien der 'Kunst' eingeweihte als 'Anfütterung' bezeichnen, welches sich dem neutralen Beobachter aber eher als gymnastische Wurfübung mit walnussgroßen Partikeln fester Konsistenz darstellt.
      Diese Partikel, in der diskreten Sprache der Kundigen als 'Boili' [Lautschriftlich 'b?yli'] bezeichnet, was meiner Erkenntnis nach dem Umstand geschuldet ist, dass ein fehlgeleitetes Geschoss durchaus sichtbare und bleibende Schäden an ungeschützten Körperteilen der getroffenen Betroffenen hinterlassen kann, werden in geheimen Laboratorien weitab von den Habitaten der nicht eingeweihten Bevölkerung nach , seit Generationen mündlich überlieferten Rezepturen, in akribischer Handarbeit aus dem wertvollsten, was die Natur an Eiweißen, Fetten, Stärken und Aromastoffen zu bieten hat, destilliert, getrocknet, gemörsert, gemischt und gebacken, alles mit dem Ziel, dem zu jagenden Wild den Eindruck naürlicher Beute zu vermitteln.
      Die vorgenannten Inhaltsstoffe und die Art ihrer Verarbeitung unterscheiden sich in ihrer Kombination, je nachdem welche Art von 'Zielfisch' nicht gefangen werden soll. Um die geneigten Lesenden nicht zu verwirren, wird an dieser Stelle von der Erläuterung des Begriffs 'Zielfisch' abgesehen, dem dafür nachfolgend ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Statt dessen soll der Begriff 'Köder' einer näheren Betrachtung unterzogen werden:
      Der Köder, lateinisch 'esca' ['esko], ist die Benutzerschnittstelle zwisdhen dem Gerät (Angel) und dem Zielfisch (siehe unten). Bereits bei seiner Herstellung (siehe oben) ist äußerste Sorgfalt darauf zu verwenden, dass der Köder in Form, Farbe, Geschmack oder Geruch keinesfalls dem auch nur nahe kommt, was ein Fisch, egal welcher, als Nahrung aufzunehmen bereit sein könnte. Was auch immer wir als Köder verwenden, es sollte nicht in der Natur vorkommen, keinen Duft, ja nicht einmal Gestank verbreiten, kein Licht spiegeln, glitzern, sich bewegen oder Geräusche machen. Nur wenn das alles zusammengenommen Beachtung finden, kann die passionierte Nichtangler*in mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass ihr sehnlichster Wunsch, nämlich keinen Fisch zu fangen, auch in Erfüllung geht.
      'Zielfisch' ist kein terminus technicus der in die höheren Mysterien eingeweihten Mit- und Ohneglieder der hier in Frage stehenden Gilden. Er ist eine Imagination (lateinisch 'imago' = 'Bild') einer kleinen Gruppe verschwowrener Petri-Jünger*innen, die, insbesondere im ausgehenden 20. und am Beginn des 21. Jahrhunderts, ihre Exerzitien (von lateinisch 'exercere' = 'üben') an landschaftlich reizvoll gelegenen Weihern im südöstlichen Teil der damals noch jungen Berliner Republik (von lateinisch 'res publica' = 'öffentliche Sache') abhielten.
      Diese, damals noch jungen Leute, verstanden und verstehen sich als Avantgarde [av?~'ga?d?], d.h. als Vorkämpfer*innen für ein neues umfassendes Verständnis von Natur und Umwelt, mit dem Ziel, die Freude am Waidwerk und den Erhalt der Artenvielfalt insbesondere von mittelständischen Brauereien, Destillen und Winzer*innen zu fördern und zu erhalten. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden weder Mühen noch Kosten gescheut und bis heute mag es den einen oder anderen Mittelständler geben, der sich mit Wehmut der Zeit erinnert, als diese Gruppe fortschrittlicher junger Menschen in seiner Gegen ihr Wesen trieb.
      Das gut essen und trinken Leib und Seele zusammenhält, ist ein gut fünfhundert Jahre alter Aberglaube, in die Welt gesetzt von dem Mann, der nach eingenem Dafürhalten dem Volk aufs Maul geschaut haben will. Die erfahrene Nichtangler*in allerdings weiß, es ist das Trinken allein, das in Körper und Geist jene stimmungsvolle Lethargie erzeugt, die, und nur die, in jedem Fall sicher stellt, dass kein Fisch gefangen wird. Die notwendigen Voraussetzungen dafür werden im Camp bereit gestellt.
      Das Camp, ein vom deutschen Begriff 'Camping' abgeleiteter Anglizismus bezeichnet eine Ansammlung von sogenannten 'Zelten'. Ursprünglich waren das über ein Gestänge gespannte und im Boden verankerte Leinwände, ähnlich einem Gibeldach, das der Bauherr unter Verzicht auf ein tragendes Gebäude, direkt auf den Boden gesetzt hat. Davon zu unerscheiden ist die 'Jurte', einwe vornehmlich von Steppennomad*innen bnutze mobile Behausung, bei der Tierhäute über ein Gestänge gespannt und im Boden verankert werden, und die der Form nach eher einem gedeckelten Topf gleicht.
      Ein zeltartiger Unterstand ist nur wenig komfortabel, bietet in der Regel keinen Platz, um aufrecht zu stehen und schützt weder vor der Umgebungstemperatur, weil die 'Zeltleinwand' nicht isoliert und auch nicht gefüttert ist, noch vor Nässe, denn auch wenn es nicht regnet, bildet sich im Innern durch natürliche Körperausdünstungen der Einsitzenden bzw. -liegenden auf der Zeltbahn ein feiner Feuchtigkeitsfilm der nach kurzer Zeit ein Mikroklima erzeugt, das sich am besten mit dem eines tropischen Regenwaldes vergleichen lässt.
      Dem technischen Fortschritt ist es zu verdanken, dass ein Zelt moderner Bauart, einige der oben beschriebenen Mängel nicht mehr aufweist. In erster Linie zählt dazu, dass die Zeltwände nicht mehr spitz aufeinander zu laufen, sondern mit einer nur leichten Neigung, alos fast senkrecht aufgespannt werden, was zu einer ansehlichen aufrecht begehbaren Grundfläche führt.
      Im Idealfall entstehen so geschüzte Räume mit einer Grundfläche von 25 und mehr Quadratmetern. Als Material, ehemals Leinwand oder Baumwolle, finden heutigentags Kunstfasern Verwendung, die in der Lage sind, die im Innern entstehende Feuchtigkeit nach außen abzuleiten und die in der Umgebung auftretende Nässe, vulgo 'Regen' am Eindringen zu hindern.
      Achtet die 'Camper*in' (zeitgenössische Bezeichnung weiblicher oder männlicher Säugetiere der Gattung homo mobilitatis) bei der Anschaffung ihrer mobilen Behausung auf ausreichenden Innenraum, so ist genügend Platz für bequeme Sitzmöbel mit dazu passendem Tisch, eine gut gepolsterte und isolierte Liegestatt, eine mindestens zweiflammige Kochstelle, eine Heizung und angemessene Beleuchung.
      Im darauf spezialisierten Groß- und Einzelhandel, oft als 'Outdoor'- oder 'Expeditionsausstatter' beeichnet, werden dafür eine Vielzahl mehr oder weniger geeigneter Modelle angeboten. Die künftige Benutzer*in steht hier vor der Herausforderung, in jedem Einzelfall das Verhältnis von Design und Funktion genauestens zu prüfen und im Zweifelsfall einem geschmackvollen Design gegenüber einer sinnreichen Funktkionalität den Vorzug zu geben.
      Andererseits gilt, 'der bequeme Vogel fängt keinen Wurm', deshalb sollte die Disfunktionalität nicht so weit getrieben werden, dass sie die Bequemlichkeit beeinträchtigt. Angemessen temperierte, gerne auch alkoholisierte Getränke und fette, süße Speisen befördern die eingangs erwähnte Lethargie und so sollte dafür in jedem Camp ausreichend Sorge getragen werden.
      Ein letzter Blick noch auf das Camp in seiner Gesamtheit: Sehr zum Amusement der Beteiligten trägt bei, wenn die einzelnen Zelte so angordnet werden, dass die Leinen, mit denen die Zelte am Boden verspannt werden, ein enges Geflecht bilden, welches jede Person, die sich zwischen den Zelten bewegen muss, zu Fall bringt. Die dabei unvermeidliche Geräuschentwicklung in Verbindung mit den Lauten, die ohnehin immer zu hören sind, wenn Mensch*innen auf engem Raum zusammen kommen, befördert den angestrebten Mißerfolg bei der Fischwaid in erfreulich hohem Maße.
      Aus dem vorgenannten Grund aber auch der schon zitierten Bquemlichkeit wegen, ist es angeraten, die Angelstelle möglichst nah beim Camp einzurichten. Als Grundausstattung an der Angelstelle empfehlen sich ein gut gepolsterter bquemer Stuhl mit verstellbarer Rückenlehne und ein Gestell zur Ablage der Ruten, ein so genannter 'Roddpot'. Die fortgeschrittene Nichtangler*in ergänzt die Rutenablage um so genannte 'Bissanzeiger'. Ähnlich wie die Motivglocke am Fotoapparat, die läutet, sobald ein Motiv sichtbar wird, erzeugt auch die Bissanzeiger*in ein lautes Geräusch, sobald ein Fisch den ausgelgten Köder aufgenommen, das heißt angebissn hat. Näheres dazu weiter unten im Kapitel 'Anbiss, Drill und Landung'.
      Jedes Kind weiß: 'bei Regen beißen die Fische besonders gut'. Obwohl die Stichhaltigkeit dieser Behauptung in Fachkreisen sehr umstritten ist, ist doch schon allein die Möglichkeit, dass es so sein könnte, ein Horror für die passionierte Nichtangler*in. Folgerichtig wird bei 'gutem Beiswetter' erst gar keine Angel ausgeworfen. Oft aber kommt ein Regenguss überraschend, so dass, insbesondere in unseren Breiten, ein Regenschutz an der Angelstelle unumgänglich ist und sei es nur, um den Angelstuhl trocken zu halten.
      Die kostengünstigste Lösund ist wohl ein zeltartiger Regenumhang, der sich platzsparend überall hin mitnehmen lässt und dessen Handhabung nur ein wenig praktischer Übung bedarf. Für unsere Zwecke besonders geeignet ist er deshalb, weil sein Gebrauch den Umgang mit dem Sportgerät deutlich verkompliziert und ein verstolpern beim Anhieb, siehe unten 'Anbiss, Drill und Landung', ungemein befördert.
      Die modebewusste Nichtangler*in wird dieser praktischen aber unförmigen Ergänzung ihrer Sportbekleidung allerdings eher ablehnend gegenüber stehen. In diesem Fall ist ein so genannter 'Angelschirm' das bevorzugte Mittel der Wahl. Insbesondere dem weiblichen Teil der Nichtangler*innen ist die Handhabung geläufig, funktioniert er doch genau so, wie der kleine Knirps aus der Handtasche. Ist keine Sportsfreund*in zur Stelle, um dem aufgespannten Knirps die Stange zu halten, lässt er sich mit ein paar gezielten Hammerschlägen im Erdreich fixieren, so dass die Hände frei sind, um im Fall eines Anbisses den Fangmisserfolg zu garantieren (siehe unten 'Anbiss, Drill und Landung').
      Der Bquemlichkeit an der Angelstelle am dienlichsten ist aber ein so genannes 'Angelzelt'. Der Begriff 'Zelt' wurde weiter oben schon hinreichend erläutert ergänzend sei hier nur noch angefügt, dass es Angelzelte in der Regel nur in diversen Grüntönen oder in Tarnfarben gibt. Dabei wären farbenfroh leuchtende Zelte auch hier äußerst zweckdienlich ist doch tarnen und täuschen keine Kernkompetenz unserer Zunft. Der wesentliche Vorteil dieser Ergänzung der Angelausrüstung liegt aber zum einen darin, dass sein*e Besitzer*in deutlich zur Schau stellen kann, dass keine Kosten gescheut werden müssen, seien sie auch noch so überflüssig. Zum anderen erfordert der Aufbau einiges an Bewegung und lautem Klopfen, das dem Fisch rechtzeitg zu verstehen gibt: 'an dieser Stelle ist in Zukunft Vorsicht geboten!'.
      Nicht verschwiegen sei aber auch der wirklich unschlagbare Vorteil eines Angelzeltes: Richtig aufgebaut und verschlossen hindert es selbst unerfahrene Nichtangler*innen daran, nach dem Signal der Bissanzeiger*in so rechtzitig an die Rutenablage zu gelangen, dass die Gefahr eines erfolgreichen Anhiebs (siehe unten 'Anbiss, Drill und Landung') besteht.
      Darüber hinaus gilt, je schwieriger es ist, an der ausgewählten Angelstelle das Ufer zu erreichen, desto größer ist die Chance einen versehentlich gehakten Fisch noch vor der Landung zu verlieren. Auch sollte vermieden werden, Hilfsgeräte für die Landung, wie Gaff oder Käscher, in Griffweite zu haben. Sinnvoll ist es dagegen, die Angel in kurzen Abständen einzuholen und, ohne dem Köder weiter Beachtung zu schenken, wieder so auszuwerfen, dass die wiederholten Würfe einen möglichst großen Bereich des Angelgewässers abdecken.
      Im Kapitel 'Die Geräteauswahl' sind wir bereits zu dem einführenden Schluss gelangt, dass anspruchsvolle Nichtangelnde ein professionelles Angelgerät allen sonst noch in Erwägung gezogenen Möglichkeiten schon deshalb vorziehen, weil ihnen allein der Gebrauch eines solchen Gerätes einen unschätzbaren Prestige- und damit Lustgewinn einbringt.
      Aber Vorsicht! Nur der umsichtige Einsatz dieser Gerätschaften kann den unerwünschten Fangerfolg verhindern.
      An dieser Stelle sei vermerkt, dass es sich bei diesen Anschaffungen lohnt, der Empfehlung aus dem Kapitel 'Das Camp', dem Primat der Funktionalität den Vorzug zu geben, nicht zu folgen und die Kaufentscheidung allein vom Preis und vom Design des ins Auge gefassten Gerätes abhängig zu machen. Der aufmerksame Konsumierende wird dabei schnell feststellen, dass es eine für unseren Zweck sehr hilfreiche Korrelation (mittellat. correlatio = 'Wechselbeziehung') zwischen ausgefallenem und daher meist unpraktischem Design und einem exorbitanten Preis der Ware gibt. Es gnügt daher meist, das teuerste Angebot wahrzunehmen, um sich am Angelgewässer ausreichend lange mit dem Betrachten, Betasten und Montieren der Neuanschaffung zu beschäftigen und sie interessierten und vor allem nicht Interessierten zufälligen Beobachter*innen vor zu führen und in allen Einzelheiten zu erläutern.
      Den oft weniger zufällig anwesenden Sportfreund*innen sollte bei diesen Vorführungen ganz besondere Beachtung geschenkt werden denn der Erfahrungsaustausch mit versiereten Kenner*innen hilft uns, das Gerät in dem oben beschriebenen Sinn umsichtig einzusetztzen.
      Basis unserer Ausrüstung ist in jedem Fall und zu aller erst die so genannte 'Angelrute'. Unterscheiden sich die einzelnen Ausführungen auf den ersten Blick auch nur durch Länge, Dicke, Farbe und Biegsamtkeit, zeigt die genauere Betrachtung jedoch noch mehr und ganz erhebliche Unterschiede. Augenfällig ist dabei der Griff, filigran wie bei einer Reitgerte oder wuchtig wie bei einem Tennisschläger; ummantel mit praktischen Kunsststoffen wie Moosgummi oder natürlichen Fasern wie Kork. Auch die so genannten 'Schnurringe' erweisen sich in Anordnung, Material, Form und Farbe als überaus vielfältig.
      Nicht zuletzt ist zu unterscheiden zwischen 'Teleskop'- und 'Steckruten'. Sie repräsentieren zwei geradezu gegensätzliche Weltanschauungen und werden selbst von toleranten Mit- und Ohnegliedern der Zunft immer und grundsätlich in getrennten Behältnissen, so genannten 'Rutentaschen' mitgeführt.
      Die bis hier her beschriebenen Ausführungen einer Angelrute gibt es zudem noch für so ziemlich jede denkbare Fischart und für unterschiedliche Ausprägungen, das Gerät selbst zu handhaben. Eine 'Grundrute' mag sich von einer 'Blinkerrute' äußerlich kaum unterscheiden beide können dabei einer 'Waller-' oder 'Hechtrute' zum Verwechseln ähnlich sein. Das zu wissen ist wichtig, denn der Einsatz z.B. einer 'Wallerrute' allein, verhindert nicht, dass zufällig doch ein Hecht oder Karpfen gefangen wird. Deshalb auch an dieser Stelle nocheinmal der Hinweis: 'Nur der umsichtige Einsatz des Sportgerätes garantiert den erwünschten Fangmißerfolg!
      Da ist es gut zu wissen, dass durch den Einsatz einiger notwengier Zubehörteile das Fangergebnis in unserem Sinne beeinflusst werden kann. Betrachten wir deshalb zunächst die so genannte 'Rolle'. Auf technische Einzelheiten einzugehen erübrigt sich, denn zum Glück wird mit jeder Rolle auch eine ausführliche technische Zeichnung mitgeliefert aus der Lage, Funktion und Abmessungen eines jeden Bestandteils des Konvoluts ersichtlich ist.
      Das ermuntert die handwerklich begabten unter den Sportfreund*innen, nicht eher Ruhe zu geben, bis jedes Einzelteil wie in der Abbildung dargestellt auf einer geeigneten Unterlage ausgebreitet ist. Und ja, wie die Sportschütz*in will auch die Sportangler*in nicht ruhen, bis das Sportgerät in kürzester Zeit auseinandergenommen, gründlich gereinigt und wieder zusammengebaut ist. Dabei können interessierte Laien die beglückende Erfahrung machen, dass die Anzahl der zu montierenden Teile im Laufe der Zeit immer weiter abnimmt, was schlussendlich zur Disfunktionalität und der Notwendigkeit einer Neuanschaffung führt.
      Die Varianz bei den Rollen ist kaum kleiner als bei den Ruten, wenn sich anhand der Form im wesentlichen auch nur drei Typen unterscheiden lassen: die Spinrolle, die Stationärrolle und die Multirolle. Etwa seit der Einführung des Elektrofahrrads gibt es auch die Multirolle in einer elektrifizierten Ausführung was dem Umstand geschuldet ist, dass Fischfrevler*innen immer noch großen Mengen Fisch aus großer Tiefe 'heraufdrehen'. Für diese Rolle spricht allerdings, dass sie beim Angeln vom Ufer stehender Gewässer aus völlig unbrauchbar ist.
      Im übrigen unterscheiden sich die Rollen nach ihrem Fassungsvermögen, d.h. wie viel Angelschnur sie aufnehmen können und nach einem mechanischen Merkmal, das mit der Bezeichnung 'Freilauf' noch am Treffendsten beschrieben ist. Die Verwendung dieses 'Freilaufs' ermöglicht es dem Fisch die gesamte Schnur von der Rolle zu ziehen, ohne dass die Bissanzeiger*in, wir werden weiter unten auf dieses Ausrüstungsdetail noch zu sprechen kommen, den Anbiss (siehe unten 'Anbiss, Drill und Landung') anzeigt.
      Von ganz besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch die so genannte 'Angelschnur'. Historisch gehört sie zur Gattung der 'Bindfäden', mit der alle Angelnden im Zusammenhang mit hoher Luftfeuchtigkeit bestens vertraut sind, wird heute allerdings ausschließlich aus Kunstfasern hergestellt. Ihr zu eigen ist, dass sie, obwohl von geringer Dicke, über enorme Tragkraft verfügt. Es gilt also die Grundregel: je dünner die Schnur, desto besser für den Fisch.
      Gezogene Schnüre sind im Gegensatz zu geflochtenen Schnüren außerdem dehnbar und neigen dazu, sich in Laufrichtung der Spule zu verdrehen. Das ermöglicht der versierten Sportfischer*in mit einiger Übung die Schnur beim Auswerfen so von der Spule springen zu lassen, dass sich die einzelnen Schläge zu einem wirren Knäuel verbinden, dessen Auflösung einen langen und geruhsamen Tag am Angelgewässer garantiert.
      Umweltbewusste Nichtanglende achten außerdem darauf, dass die verwendete Schnur, sobald sie der schützenden Originalverpackung entnommen wurde, nach möglichst kurzer Zeit verrottet, was im übrigen auch für die verwendeten Haken, Ösen undd Wirbel gilt. So bleibt das Angelgewässer sauber und der Arbeitsplatz der Fachverkäufer*innen im Angelladen gesichert.
      Wir haben diese Kleinteile hier nur am Rande erwähnt, tatsächlich sind sie aber ein unverzichtbarer Bestandteil der Angelausrüstung und dienen vor allem dem Zweck insbesondere bei nasskaltem Wetter viel Zeit in den wohltemperierten Ladenlokalen des einschlägigen Fachhandels verbringen zu müssen. Unternehmer, die ihr Geschäft nicht nur mit sachlichem Kalkül sondern auch mit tief empfundener Leidenschaft betreiben, haben in jüngster Zeit damit begonnen, artgerecht gestaltete Lounges mit Automaten für Heiß- und Kaltgetränke und einem breit gefächerten Angebot an Fachliteratur bereit zu stellen.
      Wir erkennen in diesem Konzept ein großes Potential und empfehlen eine Erweiterung des Angebots um zum Thema passende Leckereien wie Fish and Chips, Matjesbrötchen, Räucherlachs, Austern, Kavier und Fischstäbchen für die Jungangler. Regelmäßge Events mit Live music und Lesungen einschlägiger Fachliteratur sollten das Angebot abrunden. Im Idealfall kann die passionierte Nichtangler*in den oft ungemütlichen Aufenthalt am Angelgewässer durch den Besuch dieser Events vollständig ersetzen.
      Am Ende dieses Kapitels wollen wir noch ein Stichwort aufgreifen, dass weiter oben schon mehrfach gefallen ist: die Bissanzeiger*in. Ursprünglich handelte es sich hier tatsächlich um eine Sportfreund*in, die durch genaueste Beobachtung der Angel (von althochdeutsch 'angul' bzw. 'ango' = 'Haken'; heute wird damit die Kombination von Rute, Rolle, Schnur und Haken bezeichnet) den Moment erkannte, an dem der Fisch den Köder aufnahm (siehe unten 'Anbiss, Drill und Landung') und das durch einen mehr oder weniger artikulierten Laut kund tat. Bissanzeigende der frühen 90ger Jahre bedienten sich dabei gerne der Lautfolge 'schloaghaltoo woraufwoartsdenno'. Nachforschungen in unserer umfangreichen Bibliothek einschlägiger Fachliteratur haben allerdings keine eindeutigen Belege für die Bedeutung dieser Lautfolge ergeben. Frei übersetzt heißt es wohl am ehesten: 'Achtung, See droht mit Fisch'.
      Dank technischem Fortschritt und sehr zum Leidwesen hochkommunikativer Sportfreund*innen sind diese personifizierten Bissanzeiger durch mechanische Konstruktionen ersetzt worden, die entweder an der Angelschnur befestigt werden, auf dem Wasser treiben und durch untertauchen den Kontakt mit der Beute signalisieren oder der Rute am Ufer als Auflage dienen und auf die Bewegung der vom Fisch erfassten Schnur mit einem lauten weit über das Angelgewässer hinaus hörbaren Pfeifton reagieren.
      Der laute Ton kann durch ein optisches Signal ergänzt oder ersetzt werden und der Einsatz von Funktechnik ermöglicht es sogar, auch das optische Signal über weite Strecken zu transportieren, eine von uns bevorzugte Einsatzmethode, weil dem Fisch so genügend Zeit bleibt, den angebotenen Köder aufzunehmen, ohne sich an dem gleichzitig angebotenen Haken zu verletzen.
      Eine Sonderform mechanischer Bissanzeiger ist die so genannte 'Aalglocke', die an der Spitze einer steil aufgerichteten Rute angebracht ist und in Schwingung versetzt wird, sobald die zwischen Rutenspitze und Köder straff gespannte Angelschnur bewegt wird. Diese Form der Bissanzeige kann insbesondere bei nächtlichem Rudelangeln für Momente allergrößter Heiterkeit sorgen.
      Der wohl spannendste Moment im Leben angelnder Menschen ist der Augenblick in dem der Bissanzeiger (wg. fehlender Gendierung siehe oben 'Rute, Rolle und Co.') signalisiert, dass ein Fisch den Köder aufgenommen hat. Passionierte Nichtangelnde finden sich gerne in kleinen Gruppen zusammen um in vor Wind und Wetter geschützten Unterständen gemeinsam auf genau diesen Moment zu lauern. Gesellschaftsspiele aller Art und der Tageszeit angemessene Speisen und Getränke sorgen bei diesen Zusammenkünften zuverlässig dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Tatsächlich rechnet auch niemand damit, bei Nacht und Nebel, regennasser Kälte und schwärzester Dunkelheit an die Angelstelle gerufen zu werden und doch, ein jedes ist mit einem Teil seiner Aufmerksamtkeit immer bei seinem Bissanzeiger. Was auch nicht verwundert, ist die Wahrscheinlichkeit dessen was die Angler*in einen Abiss nennt doch deutlich größer, als ein sechser im Lotto.
      Erfahrungsgemäß noch größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass zunächst ein Moment kollektiven Durcheinanders entsteht, in dem Jedes nach seinem Bissanzeiger greift, um sich zu vergewissern, dass es nicht gemeint ist. Wir haben beobachtet, dass diesem Reflex auch die folgen, die gerade nicht aktiv am Angelgeschehen beteiligt sind.
      Das Durcheinander löst sich auch nicht auf, nachdem festgestellt wurde, von welcher Angelstelle das Signal gesendet wurde, eher im Gegenteil: Alle stürzen in die Nacht hinaus und nicht wenige stürzen auch im buchstäblichen Sinn. Das gilt übrigens völlig unabhängig vom tatsächlichen Wetter und dem Grad der Dunkelheit. Die Szenen gleichen sich zu jeder Tages- und Nachtzeit bis auf wenige Nuancen.
      Die vom Anbiss betroffene Person ist nun gefordert, die fragliche Rute so aufzuehmen, dass der weit vom Ufer entfernt am Köder kauende, wahrscheinlich karpfenartige Fisch keine Chance bekommt, mit dem Köder versehentlich auch den Haken zu schlucken. In der oben beschriebenen Situation gelingt das meist problemlos.
      Sollte sich wider Erwarten beim Anheben der Rute doch ein anhaltender Widerstand bemerkbar machen, besteht die nächste Herausforderung darin, die Angel so einzudrehen, dass der Fisch auf dem Weg vom Wasser ans Ufer genügend Zeit hat 'auszusteigen'. Diesen Vorgang bezeichnen wir als 'Drill'. Der Bgriff 'aussteigen' ist nicht willkürlich gewählt, denn wie ein Zug an der Haltestelle muss auch der Zug, der den Fisch ans Ufer bringt, von Zeit zu Zeit angehalten werden. Das löst die Spannung bei Angelschnur, Angelrute und Angler*in und bietet dem Fisch willkommene Gelegenheiten, sich des Hakens zu entledigen.
      In der Praxis zeigt sich aber leider viel zu oft, dass der Fisch die sich ihm bietenden Gelegenheiten nicht nutzt. Für diesen Fall hat die erfahrene Nichtangler*in noch einen Pfeil im Köcher: Sie hebt den Fisch noch über dem Wasser am Haken aus seinem Element, sein Eigengewicht wird dazu führen, dass der Haken aus der Lippe schlitzt und der Fisch befreit seiner Wege schwimmen kann. Die kleine Wunde wird er verschmerzen, immerhin ist er mit seiner Beute davon gekommen.
      Alternativ kann die Sportfreund*in den Fisch auch am Haken durch den Uferschlick an Land ziehen, muss dem Tier dann aber zurück in sein Element verhelfen, will sie sich die Unannehmlichkeiten, die mit einer sicher gelandetetn Beuete verbunden sind, ersparen.
      Die Methode, den Fisch noch im Wasser in ein extra dafür hergestelltes Netz, den so genannten 'Käscher', zu bugsieren, um ihn so aus dem Wasser zu heben, ist nur mit äußerster Vorsicht anzuwenden. Zielführend ist es, den Käscher nur so weit ins Wasser zu halten, dass der Fisch ihn als Stütze benutzen kann,. Schüttelt er so den Haken ab, ist alles gewonnen, ist der Fisch aber erst einmal im Netz, ist die Gefahr doch sehr groß, dass er sicher an Land gebracht wird.
      In diesem Fall bleibt als letzte Möglichkeit nur, den Fang schonend zurück zu setzen, was immer dann zulässig ist, wenn er sich bei Drill und Landung nicht verletzt hat. Es gibt Freund*innen der Fischwaid, die dieses Ende eines Drills als Ziel vor Augen haben. Das muss nicht kritisiert werden, bietet es doch weitere Möglichkeiten die Angelausrüstung zu ergänzen. Um die Unversehrtheit des gefangenen Tieres zu gewährleisten bietet der Handel eine Vielzahl nützlicher und gar nicht billiger Hilfsmittel an, beginnend bei stumpfen Haken ohne Wider bis hin zu dick gepolsterten Matten zur Ablage des gelandeten Fischs, bevor er nach einer belbenden Massage wieder in sein Element entlassen wird.
      'Kein schöner Land in dieser Zeit, als hier das unsere weit und breit ...' mögen viele unserer passionierten Sportfreund*innen denken, erninnern sie sich der gelegentlich sonnigen und warmen, oft auch kühl verregneten aber immer beschaulichen Stunden an ihrem bevorzugten Angelgewässer. 'Schön', das ist unbesritten, oft genug ist aber vor der Beschaulichkeit ein widerspenstiger Amtsschimmel zu reiten.
      Die Angelerlaubnis besteht - zumindest für Sportangelnde - im wesentlichen aus drei Teilen: dem Angelschein, dem Fischereischein und der Angelkarte. Für den Angelschein ist eine Prüfung abzulegen, die so genannte 'Sportfischer*in-Prüfung'. Im Internet findet sich reichlich Material zu diesem Thema. Geeignete Kurse bieten auch die örtlichen Angelvereine an, die dann auch die Prüfung abnehmen. Wer den Führerschein gemacht hat, kennt das Prozedere: In der theoretischen Prüfung ist ein Katalog von Fragen aus den Bereichen 'Gerätekunde' 'Fischkunde', 'Gewässerkunde', 'Umwelt- und Naturschutz', 'Jagdrecht', 'Fischereirecht', 'Binnenschiffahrts-Recht', 'Seerecht' und wegen möglicher Eigentumsrechte am Fischgewässer auch 'Bürgerliches Recht' und 'Strafrecht' zu beanworten, in der praktischen Prüfung müssen die zu Prüfenden die Fähigkeit nachweisen, unterschiedlichste Knoten binden und eine Angel zielgenau auswerfen zu können.
      Der Lohn dieser Mühen ist ein hüberscher kleiner Ausweis, ähnlich einem Führerschein, dem, angemesen gerahmt, eine Ehrenplatz in der Trophäensammlung gebührt.
      Etwas schwieriger ist da die Erlangung des Fischereischeins. Den bkommt die interessierte Bürger*in je nach Bundesland bei den unterschiedlichsten Behörden. Zur Auswahl stehen das Einwohnermeldeamnt, das Ordnungsamt, das Wirtschaftsamt, das Sozialamt oder das Finanzamt. Die erste Herausforderung besteht also darin, das in der Region zuständige Amt namhaft zu machen. Ist diese Hürde genommen, gilt es, den Sitz der Bhörde zu eruieren. Da ist glücklich, wer in seiner Gemeinde noch ein gut funktionierends Bürgerbüro hat, wo im Umgang mit den Bürgerinnen und Bürgern meist erfahrene, oft sogar freundliche Mitmenschen, zumindest kompetente Auskuft erteilen können, im Idealfall sogar die eigene Zuständigkeit eingestehen. Dann bedarf es nur noch der Kleinigkeit, nach der Vorlage von Personalausweis, Meldebescheinigung, Impfpass, und polizeilichem Führungszeugnis mehrere Formulare in mehrfacher Ausfertigung auszufüllen und zu unterschreiben, die erforderliche Gebühr zu entrichten und den ersehnten Schein nach angemessener Frist unter Vorlage des Personalausweises und dem Nachweis der entrichetetn Gebühr, in der Regel die amtliche Gebührenquittung, die aber nur zusammen mit einem gesonderten Abholschein, in dem die Identität der abholenden Person mit der der Einzahler*in der Gebühr bestätigt wird, gültig ist, ab zu holen.
      Kompliziert wird die Erlangung des Fischereischeins, wenn die zusändige Behörde direkt aufgesucht werden muss: Egal um welches Amt es sich handelt, die interessierten Bürger*innen werden nicht umhin können, in die zuuständigen Kreisstadt zu fahren. Steht dafür ein eigenes Fahrzeug zur Verfügung, ist das, abgesehen davon, dass Parkraum in der Stadt rar und teuer ist, noch relativ einfach. Wer auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, muss dagegen schon im Vorfeld eine schier unendliche Zahl von Fragen beantworten: Wann fahren Bus oder Bahn? Fahren sie überhaupt? Wann ist die Behörde geöffnet? Wie passen Fahr- und Öffnungszeiten zusammen? Erst wenn alle diese Fragen beantwortet sind, kann der Behördengang in Angriff genommen werden.
      Hat Mann oder Frau das richtige Gebäude, das richtige Stockwerk und den richtigen Flur gefunden, bleibt nur zu hoffen, dass auch die zuständige Sachbearbeiter*in zur Stelle, am Platz, nicht in der Pause, nicht in Elternzeit oder auf andere Weise verhindert ist. Was folgt, ist weiter oben schon skizziert, nach Vorlage diverser persönlicher Unterlagen und dem Ausfüllen verschiedener Formblätter ist die 'Fischreigebühr' bei der zuständigen Finanzkasse zu entrichten. In der Regel ist die Finanzkasse zur gleichen Zeit geöffnet, wie das, für den Fischereischein zuständige Amt. In der Praxis bedeutet das: Wenn die Formalitäten im Amt erledigt sind, hat die Finanzkasse Mittagspause oder Feierabend. Wer je ein Fahrzeug zugelassen oder einen Reisepass beantragt hat, weiß, wovon wir reden. Die erneute Öffnung der Finanzkasse muss also abgewartet und die Gebühr dann entrichtet werden. Der Nachweis ist wieder dem Amt vorzulegen, dass die Ausfertigung des beantragten Dokuments veranlasst. Dieses Dokument kann dann nach angemessener Frist und nach Vorlage ... usw., usw.
      Geregelt ist das alles im Landesfischereigesetz und der Landesfischereiordnung. Das Präfix 'Landes' ist dabei von besonderer Bedeutung, denn, wie schon eingangs erwähnt, unterscheiden sich die Regelungen im Einzelnen von Bundesland zu Bundesland. Glücklich kann sich da schätzen, wer den Fischereishein in einem Bundesland beantragt, dass eine lebenslange Erteilung vorsieht, in den anderen Bundesländern ist die Prozedur in regelmäßigen Abständen zu wiederholen. Nun sollte aber niemand glauben, dass bei der Verlängerung des Fischereischeins auf Erfahrungen bei der Ersterteilung zurückgegriffen werden könnte. Regelmäßige Änderungen der einschlägigen Verordnungen und allfällige Reorganisationen der Kreisbehörden, EU-weit als 'Endbürokratisierung' bezeichnet, machen jeden Behördengang immer wieder zu einem aufregenden Abenteuer.
      Als geradezu kinderleicht erweist sich in den meisten Fällen dagegen der Erwerb der Angelkarte. Jedes einschlägige Fachgeschäft, das seinen Namen verdient, hat Angelkarten für ein oder mehrere Angelgewässer im Angebot. Die Qual der Wahl hat hier nur, wer zwischen den Kosten für mehrere Tageskarten oder einer Wochenkarte abwägen muss. Hilfreich ist hier die Vorlage eines gültigen Fischereischeins, der - und das grenzt an ein Wunder - tatsächlich Länderübergreifend anerkannt wird.
      Natürlich können wir auf all das verzichten. Die beste Methode, keinen Fisch zu fangen, ist immer noch die, es erst gar nicht zu versuchen. Setzen wir uns also an unserem Lieblingsgewässer auf eine Bank, füttern wir die uns umgebende Fauna mit ungeeigneten Resten aus unserem Picknickkorb, lesen wir, hören wir Musik oder musizieren gar selbst. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten ein Gewässer zu genießen und eventuell in der Nähe praktizerenden Sportfischer*nnen zu zeigen: Es geht auch anders!
      Aber, haben wir einmal einem Karpfen ins Maul oder einem Hecht hinter die Kiemen geschaut, wollen wir nur eines: Dieses Erlebnis immer noch einmal und noch einmal und noch einmal. Und wie beglückend ist es, der örtlichen Fischereiaufseher*in in das dümmliche Gesicht zu sehen und ihr ebenso dümmlich grindsend unsere Papiere, unsere Waage, unser Maßband, unseren Fischtotschläger und unser Jagdmesser mit der Klinge aus Damaszener Stahl zu präsentieren. Haben wir das einmal erlebt, wollen wir nur eines: diese Begegnung bei einem gemütlichen Grillabend mit dem einen oder anderen Bier vertiefen. Und haben wir einmal an der Angelstelle richtig gefroren und sind dabei auch noch richtig nass geworden, wollen wir nur eines: ein gut verschließbares Angelzelt mit einem bequenen Stuhl und einer gut funktionierenden Heizung. Und wenn dann noch der Bissanzeigende den Ruf 'Schloaghalto woraufwoartsdenno' hören lässt, dann wollen wir nichts weiter, als ... endlich in Ruhe gelassen werden, soll der blöde Fisch sich doch selbst fangen, oder?!
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